7 andere gute Gründe für die Kirchensteuer

Dieser Beitrag bezieht sich direkt auf eine Diskussion auf dem evangelikalen Theoblog. Ich habe dort eine Lanze mehrere Lanzen für die Kirchensteuer gebrochen. Dieser Beitrag ist jetzt aber offensichtlich tatsächlich zu lang für die dortige Kommentarfunktion geworden.


Ich halte die Kirchensteuer nicht für das non plus ultra. Ich mag sie nur gegen ungerechtfertigte Kritik in Schutz genommen wissen. Es gibt da halt viele Missverständnisse, die in EKD-kritischen Kreisen wider besseres Faktenwissen gepflegt werden.

Die Kirchensteuer in Deutschland ist ja ein historisch (nahezu) einmaliges Konstrukt. Ich bin daher weit davon entfernt, zu behaupten, es ginge gar nicht anders. Nur muss man auch einmal sehen, was mit den Kirchensteuermitteln so angestellt wird. „7 andere gute Gründe für die Kirchensteuer“ weiterlesen

Die Eule

Dieser Artikel ist lang überfällig. Gemeinsam mit zwei Kollegen von theologiestudierende.de habe ich ein neues Projekt ins Leben gerufen. Die Eule ist unser Versuch einer Kirchenzeitung, die vor allem als Ergänzung zu den klassischen Kirchenmedien gedacht ist. Diese klassischen Kirchenzeitungen nutzen immer weniger Leute, gerade junge Menschen finden sich da wenig wieder.

 

 

Wir versuchen Themen und Nachrichten zu bearbeiten, die für eine neue Generation von Kirchenleuten (alt und jung) interessant und relevant sind. Weil Die Eule ein Online-Magazin ist, müssen wir uns nicht darum scheren, wie viel Platz in so einer Zeitung zu Verfügung steht und können darum an Themen langfristig und ausführlich dran bleiben.

In den letzten Wochen sind bereits einige spannende Artikel erschienen. Auch ich habe schon eine Stange Artikel beigesteuert. In der Eule setze ich auch meine Kolumne Unter Heiden fort. Damit wir uns nicht nur auf den deutschsprachigen Raum verengen, haben wir die Kolumne Die Internationale eingeführt, in der Menschen aus vielen Ländern und Weltregionen schreiben.

Überhaupt ist Die Eule als offenes Projekt konzipiert: Prinzipiell darf und kann jeder sich als Autorin oder Autor beteiligen. Das wird in Zukunft die Vielfalt an behandelten Themen und vorgestellten Meinungen vergrößern. “Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht”, heißt es so schön. Alles Mögliche wird es bei uns nicht geben, denn “unsere Beiträge sind anschlussfähig an eine plurale Gesellschaft, einen aufgeklärten christlichen Glauben und wissenschaftliche Theologie.”

Beispiele für Gegenteiliges finden sich gerade in der christlichen Online-Publizistik zuhauf, weshalb Die Eule auch ein Ort sein soll, an dem mit progressiver Haltung mancher Engstirnigkeit begegnet wird.

Schaut Euch einmal um, unter eulemagazin.de. Und wenn Ihr schon mal da seid, dann abonniert doch gleich den Neue-Artikel-Newsletter, so verpasst Ihr keinen unserer Beiträge.

Einen extra Service, gerade für Vielbeschäftigte und Leute, die sich in der christlichen Internet-Landschaft (noch) nicht so gut auskennen, sind die Links am Tag des Herrn. Immer sonntags bringen wir Euch auf den aktuellen Stand, was Kirchen- und Glaubensthemen angeht. Die Links kann man ebenfalls als Newsletter bestellen, so dass an jedem Tag des Herrn die Links vollständig und ohne weiteren Aufwand ins eigene Emailpostfach purzeln. Seht es einfach als Euren Kirchen-Newsletter, den man nicht verpassen sollte.

Zum Schluss eine Bitte: Als Redaktion leben wir von den Vorschlägen und Hinweisen unserer Leserinnen und Leser (früher hätte man so etwas Eingaben genannt). Ihr erreicht die Redaktion unter redaktion@eulemagazin.de, per Twitter und auch auf Facebook. Wir freuen uns natürlich auch über Eure Likes, Shares und Favs. Und wer weiß, vielleicht dürfen wir einige von Euch ja bald in den Reihen unserer Autorinnen und Autoren willkommen heißen.

PS: Unser schniekes Logo hat uns André Hädicke designed, mehr zum Logo haben wir hier aufgeschrieben. Und die Seite hat natürlich Kollege Melzer gebaut, mehr zum Design der Website hat Max hier aufgeschrieben.

Rezension – “Leben dürfen – Leben müssen: Argumente gegen die Sterbehilfe” von Heinrich Bedford-Strohm

Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD und Bischof in Bayern, hat bereits 2015 ein Buch zur Sterbehilfe vorgelegt. Meine Rezensionsarbeit daran ist etwas liegen geblieben: Auf theologiestudierende.de ist damals schon eine Rezension aus anderer Feder erschienen, der ich kontrovers nichts hinzusetzen wollte. Denn für das Buch und die gesellschaftliche Debatte dahinter gilt, jedenfalls für mich, dass ich Polemik da gerne raushalten will.

Was das Buch ist

Dafür gibt Bedford-Strohms Buch auch kaum Anlass. Kritikern der Sterbehilfe, welcher Form auch immer, werden seine guten Argumente gegen eine Liberalisierung nicht nur gefallen, vielleicht werden sie sie erstmals geordnet und klug aufgeschrieben finden. Für Sterbehilfe-Kritiker ist das Buch, auch vom Ton her, ein Lehrbuch. Dem ehemaligen Professor Bedford-Strohm merkt man im positiven Sinne an, dass er es gewohnt ist, nicht allein für Spezialisten zu schreiben bzw. zu sprechen.

Auch den Befürwortern einer Liberalisierung der Sterbehilfe dürfte es schwerfallen, dieses Buch grundweg falsch zu finden. Denn, trotz Untertitel und persönlicher Haltung, handelt es sich überhaupt nicht um eine Streitschrift gegen jedwede Entwicklung in der Sterbehilfedebatte. Bedford-Strohm führt – auch hier kommt der Lehrbuchcharakter des Buches zum Tragen – eben auch in jene Überzeugungen ein, denen er nicht zustimmt. Und zwar nicht nur in der Weise, die es ihm leicht macht, die gegenläufigen Meinungen abzukanzeln.

Bedford-Strohm referiert im Gegenteil die unterschiedlichen ethischen Zugänge respektvoll und jeweils daran interessiert, was aus der jeweiligen Richtung für die Debatte zu lernen ist.

Insofern kann die Lektüre dieses Buches jedem ans Herz gelegt werden, der sich erstmals in die Sterbehilfe-Debatte einlesen möchte und dabei gerne von berufener Seite, d.h. von einem profilierten öffentlichen Theologen, begleitet werden möchte.

Was das Buch nicht ist

Anders als der Untertitel vermuten lässt, ist das Buch keine Streitschrift für eine, gar die amtlich verordnete Sicht auf die Sterbehilfe, die sich sicher einige christliche Sterbehilfe-Gegner gerade von einem Ratsvorsitzenden wünschen würden. Diese Erwartungshaltung unterläuft Bedford-Strohm und bleibt sich als Wissenschaftler treu. Ich empfinde das als großen Vorteil, andere mögen den mangelnden Dogmatismus kritisieren. Mir ist ein Theologe und Kirchenmann lieber, der als sich selbst überprüfendes und darum vorsichtiges Subjekt auftritt, als einer, der Glaubenssätze einfach wiederkäut.

Es handelt sich allerdings trotz aller Abwägungen und Nachdenklichkeit auch nicht um ein akademisches Werk und auch nicht um ein Kompendium aller in der Debatte vorgelegten Standpunkte. Gelegentlich wünscht man sich, ist man mit der Sterbehilfe-Debatte vertraut, weiter differenzierte und herausfordernde Gedanken, wie sie zum Beispiel Friedrich Wilhelm Graf vorgetragen hat. (Darüber habe ich seinerzeit einen Essay auf theologiestudierende.de geschrieben.)

Fazit

Vor allem ist das Buch ein Appell für mehr Nachdenklichkeit und Sorgfalt im Umgang mit (scheinbar) einfachen Optionen der Sterbehilfe. Bedford-Strohm wirbt für ein begleitetes, würdevolles Sterben, ohne die schwierigen ethischen Konflikte am Lebensende aus dem Blick zu verlieren. Damit fordert er unsere Gesellschaft heraus, eine andere Kultur des Sterbens zu entwickeln.

PS: Der Verlag hat auf Youtube ein Gespräch Bedford-Strohms zum Buch zu Verfügung gestellt. Das ist doppelt gefärbt: Erstens, weil es natürlich in werbender Absicht des Verlags geschieht, und zweitens, weil sich Bedford-Strohm mit einer Pfarrerin seiner bayerischen Landeskirche unterhält. Dessen eingedenk aber ein spannendes Gespräch.

(Ich habe vom Verlag ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten.)

Leben dürfen – Leben müssen:
Argumente gegen die Sterbehilfe
Heinrich Bedford-Strohm
Kösel-Verlag
17,99 €

Senderverwirrung beim Kirchentag

An einem tagesaktuellen Beispiel lässt sich die schwierige Trennung von PR und Journalismus im Raum der Kirche studieren: Während des Kirchentages sorgte ein Tweet der Kirchentagsredaktion, die sich aus erfahrenen Journalisten und Journalismusstudierenden zusammensetzt, für Aufregung. Viele Leser des Tweets hatten den Eindruck, der Kirchentag validiere durch den Tweet eine nicht durch Fakten unterlegte, falsche Behauptung einer AfD-Vertreterin, die auf einem Podium eingeladen war.

Dabei hat sich die Kirchentagsredaktion keines handwerklichen Fehlers schuldig gemacht. Sie hat die Äußerung ordentlich als Zitat gekennzeichnet. Die Verwirrung entstand vor allem deshalb, weil der sendende Account nicht als journalistisches Medium, sondern als Twitter-Stimme des Kirchentags wahrgenommen wurde. Und für Kirchentags-PR wird er in der Tat auch vor allem genutzt.

Es gibt also eine Senderverwirrung nach beiden Seiten:

(1) Die Journalisten, die den Account befüllten, waren der Überzeugung, journalistisch tätig zu sein und legten dementsprechend journalistische Maßstäbe an, nach denen auch Überzeugungen wahrheitsgetreu wiedergegeben gehören, die nicht mit der politischen Meinung des Mediums übereinstimmen.

Wie Hanno Terbuyken, Portalleiter von evangelisch.de (einem Medium, das ebenso wie der Kirchentags-Twitteraccount im Spannungsfeld von Eigen-PR der Kirchen und Kirchenjournalismus agiert), in seinem Beitrag richtig fragt: Wer hätte sich beklagt, wären die unliebsamen Äußerungen der AfD-Vertreterin “verschwiegen” worden?

(2) Weil der Account hauptsächlich für Eigen-PR des Kirchentags genutzt wird, hielten die Leser_innen den Tweet für eine Unterstützung der AfD-Polemik. Für sie war nicht ersichtlich, dass es sich beim Senderaccount um ein journalistisches Angebot handeln soll. Wie auch?

Die Vermischung zwischen Eigen-PR und journalistischer Berichterstattung ist im Raum der Kirche systemisch.