Unter Heiden (14): Die deutsche Tea-Party

Liane Bednarz hat sich vor einer Weile in der F.A.S. mit der Anfälligkeit konservativer Katholiken und Evangelikalen für rechtsextremes Gedankengut auseinandergesetzt. Bednarz meint, jene „haben endlich eine politische Kraft gefunden, die zu ihnen passt: die AfD.“ Der Artikel hat unter Christen unterschiedlicher Couleur hohe Wellen geschlagen.  Zu diesem Themenkomplex habe ich schon hier, hier und hier etwas geschrieben.

Christen in der AfD

Es gibt eine Korrelation zwischen dem Politikangebot der “Christen in der AfD” und den Themenfeldern, die in der Vergangenheit und Gegenwart für Evangelikale überhaupt politisch relevant waren und sind: Abtreibungsgegnerschaft, Christenverfolgung, traditionelle Familie. Liest man die Grundsatzerklärung der Christen in der AfD aufmerksam, wird man bemerken, dass sich ihre Politik in der Tat auf diese drei Themen beschränkt. Als ob es keine anderen Themen gäbe, die man aus christlicher Sicht beackern könnte.

Ob diese Korrelation davon kommt, dass es Evangelikale sind, die in der AfD Politik machen oder ob die AfD Politik macht, die sich ganz bewusst an die Evangelikalen richten will? „Unter Heiden (14): Die deutsche Tea-Party“ weiterlesen

3 x Moment mal, 1 x Lesenswert (Januar 2016)

Diesen Januar habe ich gleich drei Moment-mals für theologiestudierende.de geschrieben. Das hat sich so ergeben und kommt so bald nicht wieder vor, versprochen. Normalerweise bin ich da einmal im Monat dran. Außerdem habe ich dort ein Lesenswert zusammengestellt. Hier – wie bereits angekündigt – die Leaser (Links + Teaser).

Gute Vorsätze (vom 4. Januar 2016)
“Wir haben die Eigenart, gute Vorsätze schnell zu vergessen. Vielleicht liegt das auch daran, dass die wenigsten von ihnen in der Tiefe gründen, sondern sich doch letzten Endes um uns selbst drehen. Doch nie in den letzten zwanzig Jahren war es so einfach Kirche zu sein wie jetzt. Es liegt uns in der Tat alles zu Füßen.”

Wie deine Mutter (Lesenswert vom 9. Januar 2016)

“Ein neues Jahr, eine neue Jahreslosung. Eine kleine Materialsammlung zur Jahreslosung „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66, 13) gibt es in unserem neuesten Lesenswert.”

Bibellesen mit Ulrich Parzany (vom 11. Januar 2016)
“Da habe ich mir gedacht, wäre es doch gut, sich einmal anzuschauen, wie denn Ulrich Parzany stattdessen gerne die Bibel lesen und lehren möchte – und zwar ganz konkret. Wie ein Kind also höre ich mal hin, was Onkel Parzany mir hier mitgebracht hat: …”

Liebe ist für alle da (vom 18. Januar 2016)
“Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat beschlossen, die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften der Trauung zwischen Mann und Frau gleichzustellen. Mehr noch, statt von Einsegnung zu sprechen, wird die EKiR die Eheschließung vor Gott in ihren Kirchen als Trauung und also das, was der deutsche Staat als eingetragene Lebenspartnerschaft benennt, als das be(ur)kunden was es ist: eine Ehe.”

“We can’t repent what is not sin.” – Streit in der Anglikanischen Kirche

Mein heute veröffentlichtes Moment-mal zur Entscheidung der EKiR, gleichgeschlechtliche Partnerschaften absolut gleichzustellen, sollte eigentlich noch einen weiteren Absatz enthalten:

Die Entscheidung der EKiR fällt zeitlich zusammen mit der Entscheidung der Anglikanischen Weltkirche, die Episkopalkirche in den USA für drei Jahre von vielen kircheninternen Beratungen auszuschließen. Diese hatte zuvor die Trauung für homosexuelle Partnerschaften eingeführt. Die Episkopalkirche beantwortete die Sanktionen trotzig: We can accept these actions with grace and humility but the Episcopal Church is not going back. We can’t repent what is not sin.” Die fortschreitende Spaltung der Anglikaner hat ein neues Fanal.

Warum habe ich den Absatz rausgenommen? „“We can’t repent what is not sin.” – Streit in der Anglikanischen Kirche“ weiterlesen

Es ist gewisslich an der Zeit … – Findet die Evangelische Allianz einen neuen Umgang mit der Homosexualität?

Michael Diener, u.a. Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Mitglied des Rats der EKD und – wichtig! – Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, dem Dachverband der Evangelikalen in Deutschland, hat mit der Tageszeitung DIE WELT gesprochen. Und das, was er gesagt hat, sollte Wellen im evangelikalen Lager schlagen.

“Für den Umgang mit Schwulen und Lesben fordert Diener etwas, was Christen oft machen müssen: Spannungen aushalten. Also sagt er im Gespräch mit der “Welt” erstens: “Ich vermag aus der Heiligen Schrift nicht herauszulesen, dass es einen Auftrag an die Kirche zur Segnung homosexueller Beziehungen und deren Gleichstellung mit der Ehe von Mann und Frau gäbe.” Das ist eindeutig: Für die in fast allen evangelischen Landeskirchen praktizierten Segnungs- oder Trauungsgottesdienste bei Homosexuellen sieht er keinen Anhaltspunkt in der Bibel. Da sei er “klassisch konservativ”.

Zweitens aber sagt er: “Als Pfarrer habe ich gelernt, anzuerkennen, dass Menschen bei dieser Frage die Bibel anders lesen. Diese Brüder und Schwestern sind mir genauso wichtig wie diejenigen, die meine Meinung teilen.” Und das gelte auch “für Pfarrerinnen und Pfarrer, die ihre Homosexualität geistlich für sich geklärt haben und sich von Gott nicht zur Aufgabe dieser Prägung aufgefordert sehen”.

Damit entzieht sich Diener dem evangelikalen Kampf gegen Homo-Ehen in Pfarrhäusern. “Da bin ich aus tiefster Überzeugung plural”, fügt er hinzu und merkt an, wie manche Fromme das finden: “Das macht meiner Bewegung Probleme.”” – aus “Chef der Evangelikalen will Homo-Verdammung stoppen” von Matthias Kamann, DIE WELT

Dieners Interview fällt in eine spannende Zeit. „Es ist gewisslich an der Zeit … – Findet die Evangelische Allianz einen neuen Umgang mit der Homosexualität?“ weiterlesen