In dieser Woche findet wieder einmal die evangelikale Großveranstaltungsreihe ProChrist statt. Der Leiter Pfarrer Ulrich Parzany ist bereits mehrfach durch seine ablehnende Haltung zur Homosexualität aufgefallen. Die Homophobie gehört dank ihm zum Markenkern der Evangelisationsveranstaltung. Auch viele Politiker und Personen des öffentlichen Lebens unterstützen ProChrist und meinen damit etwas für ihren christlichen Markenkern tun zu können.
In diesem Artikel geht es hauptsächlich um die Zusammenarbeit von Politikern, Bischöfen und anderen Personen des öffentlichen Lebens mit ProChrist. Die Frage „Ist Homosexualität christlich?“ versuche ich in diesem Artikel zu beantworten.
Was ist ProChrist?
Im Kern handelt es sich bei ProChrist um eine sogenannte Großevangelisation. ProChrist (Wikipedia) findet seit 1993 an unterschiedlichen Orten in Deutschland statt und wir darüber hinaus in viele Städte und Gemeinden übertragen. Im Zentrum des Abends steht eine evangelistische Predigt Ulrich Parzanys, die von Musik und Unterhaltungselementen eingerahmt wird. Stilbildend für diese Form der Evangelisation ist der „Ruf ans Kreuz“, eine Aufforderung, sich und sein Leben Jesus Christus zu übergeben. ProChrist hat zahlreiche Partner im evangelikalen Medienbetrieb, als Hauptträgergruppe können die Gemeinden der Evangelischen Allianz angesehen werden. Auch in den evangelischen Landeskirchen gibt es viele Fans, was sich unter anderem darin ausdrückt, dass gleich mehrere Bischöfe Mitglied des Kuratoriums des Vereins sind.
Politiker im Kuratorium
Auch Politiker und Personen des öffentlichen Lebens sind Mitglied im Kuratorium oder unterstützen den Verein auf andere Weise. Das ist prinzipiell ja nicht schlimm, jeder darf seine Überzeugungen – auch und besonders die seines persönlichen Glaubens – frei äußern. Es ist auch nicht so, dass die gemeinten Personen ihre Unterstützung leugnen würden. Sowohl auf der Website des Vereins, als auch in zahlreichen Wikipedia-Artikeln der einzelnen Personen findet sich eine Offenlegung des Engagements. Und das mit voller Absicht, denn nach wie vor gehört es – gerade für Politiker der CDU – zum guten Ton, solcherlei christliche Veranstaltungen zu bewerben. Das alles natürlich in der Hoffnung, beim konservativen (evangelikalen) Wähler positiv im Gedächtnis zu bleiben. Für ProChrist selbst bedeutet die Unterstützung der Politiker (und der Landesbischöfe) eine bedeutsame Aufwertung. Offensichtlich sind sie nicht einer schmuddeligen Sekten-Ecke zuzurechnen, sondern dem Kirchen-Mainstream. Eine Überzeugung, der ich entschieden widersprechen muss.
Zu den Kuratoriums-Mitgliedern zählen u.a. die Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen Christine Lieberknecht und der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Frank-Jürgen Weise. Beide sind in der Öffentlichkeit als praktizierende Christen bekannt. Vor ihrer Zeit in der Berufspolitik war Lieberknecht Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Im Parteistreit der CDU um die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe bezog sie Ende Februar Stellung. Zwar bevorzuge sie weiterhin das traditionelle (also heterosexuelle) Familienbild, Anlass für eine gesetzliche Schlechterstellung der Partnerschaft zwischen Homosexuellen sieht sie aber nicht. Anders sieht das für sie beim Adoptionsrecht aus, da habe sie doch Zweifel: „Wir sollten beim Thema Adoptionen vorsichtig sein. Es geht um das Kindeswohl, und ein Kind braucht von seiner Veranlagung her einen Vater und eine Mutter.“ Dass dies eine weitere Benachteiligung homosexueller Paare bedeutet, scheint ihr nicht ganz aufzugehen. Trotzdem, von Schwulenhass ist zumindest hier nichts zu spüren.
Was hält nun aber Frau Lieberknecht davon, dass nach ProChrist-Leitmeinung Ulrich Parzanys, nur für Anliegen gebetet werden kann, die er für gottgewollt hält? Unnötig zu sagen, dass zu den gottlosen Gebetsanliegen auch eine Gleichstellung, ja sogar eine Akzeptanz homosexuellen Lebens gehört. In wie weit stellt es für Frank-Jürgen Weise einen Widerspruch dar, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (u.a. zuständig für Personalfragen) zu sein und Unterstützer einer Organisation, die Schwulen und Lesben (insofern, als dass sie sich öffentlich als solche zu erkennen geben) den Zugang zu ihren Veranstaltungen verwährt?
Wie stehen beide (und die restlichen Kuratoriumsmitglieder) dazu, gemeinsame Sache zu machen mit Personen, die ernstlich der Meinung sind, Homosexualität ließe sich wegbeten? Was sagt ein großer (und pluraler) Jugenddachverband wie der CVJM zum Umgang, den ProChrist mit Schwulen und Lesben pflegt, wenn schon der Vorsitzende des Gesamtverbandes im Kuratorium sitzt? Die Liste lässt sich noch fortsetzen: Was sagt der VfB Stuttgart (bzw. der DFB) zum Engagement des Stürmers Cacau, das ZDF zur Beteiligung seines Moderators Peter Hahne? Was sagen die Synoden der evangelischen Landeskirchen in Baden, Sachsen, und Braunschweig und der Nordkirche zur Schirmherrschaft durch ihre Bischöfe?
Na ja …
Zumindest einige der Kuratoriumsmitglieder bewegen sich mit ihrer Unterstützung aber ganz auf Linie ihrer sonstigen öffentlichen Tätigkeit. Von Günther Beckstein (CSU, Ministerpräsident Bayerns a.D.) war nichts anderes zu erwarten. Leider ebenso nicht von Rosemarie Wenner, der Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, die offenbar eine ähnlich gespaltene Haltung zur Homosexualität einnimmt wie ProChrist. Zwar sind praktizierende Homosexuelle in den methodistischen Gemeinden nicht erwünscht, die Kirchenleitung fleht aber darum, sie nicht abzuweisen. Wie das zusammengehen soll, bleibt mir rätselhaft. Wahrscheinlich nur, wenn man den seltsamen Unterschied zwischen praktizierendem und nicht-praktizierendem Homosexuellen kennt. Für die methodistischen Brüder und Schwestern scheint es sich mit dem Schwulsein wie mit dem Alkoholismus zu verhalten: Trinken nein, trockene Trinker herzlich willkommen.
Ach ja …
Es ist schon eine große Grütze. Und ehrlich gesagt, ich verstehe es auch nicht. Wie kann man permanent seine eigene Meinung mit dem Willen Gottes gleichsetzen? Wie kommen wir dazu, das Unbedingte in den Dienst des Bedingten zu stellen? Wie kann man sein Anliegen, Menschen mit dem Evangelium in Kontakt zu bringen, durch die Ausgrenzung anderer diskreditieren und es nicht einmal merken? Wie kann man für sich in Anspruch nehmen, einen besonders heißen Draht zum Herrn zu haben, ohne sich nicht einmal zu fragen, ob man sich nicht in der Nummer geirrt hat?
Wenn sich Parzany und Co. wieder unter dem Motto „Das-wird-man-wohl-noch-sagen-dürfen“ entsetzen „Steht auf, wenn ihr Christen seid!“ möchte ich kotzen, sitzenbleiben und sagen: „Ihr dürft es doch sagen, aber wie kann man das nur glauben.“ Wenn wieder einmal postuliert wird, dass man als guter Christ etwas gegen Schwule und Lesben haben muss, dann möchte ich am liebsten rufen: Wir sind nicht alle so. Wann können wir endlich vom christlichen Glauben als einer Einladung sprechen, die niemanden (!) ausschließt – von mir aus auch auf einer Großevangelisation? Diese Frage vielleicht kurz vor Schluss an den Professor für Praktische Theologie und Prorektor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Dr. Michael Herbst (ebenfalls im Kuratorium).
Zum Schluss …
Zum Schluss möchte ich beten, Herr Parzany darf ich das? Ich möchte um Vergebung bitten, dafür, dass Homosexuelle nach wie vor im Namen Gottes benachteiligt, verfolgt und beschimpft werden. Ich möchte meinen Gott um Vergebung bitten, dafür, dass wir seinen Namen beschmutzen.
PS: Ein Video, dass die Standardargumente der Gegner mal konsequent zu Ende denkt.
Kommentare
19 Antworten zu „ProChrist, die Schwulen und die Politik“
Fürchterlich schlechter Artikel…keine Ahnung von Hintergründen!! Geht gar nicht.
Jedem seine Meinung. Aber vielleicht kannst Du mir ja kurz schreiben, welche Hintergründe ich nicht mit einbezogen habe?
Ich stimme dir zu, dass Prochrist einige Dinge, vertritt, die ich ebenfalls nicht teile [geht ja auch aus meinem TheoPop-Artikel hervor, in dem ich übrigens nicht unterstelle, dass nur für Anliegen gebetet würde, die Herr Parzanys Meinung nach gottgewollt seien. Mir ging es darum, zu zeigen, dass es problematisch ist, „jedermann“ auch auf (für manche offenbar) „schwierige“ Gebetsanliegen antworten zu lassen. Mein Beispiel bezog sich ja auf eine einzelne Beterin, die ich auch bewusst hoffnungsvoll als „Ausnahme“ bezeichnete….]
Ich finde es jedoch auch problematisch, die ganze Aktion auf eine Homosexuellen-feindliche Haltung zurückzukürzen, denn darum geht es ProChrist im Kern ja nicht. (Zudem ist es ja nicht neu, dass gewisse Kreise im Christentum Probleme mit Homosexualität haben – und sich das auch nicht so schnell ändern wird.) Ich gehe stark davon aus, dass unter ProChrist-Unterstützern sehr viele sind, die das ganze differenziert betrachten können (und ich kenne einige davon).
Das liegt ganz an uns, das zu tun. Ich jedenfalls rede von meinem Glauben so. Und zum Glück kenne ich viele, viele Menschen, die es ebenfalls tun. Darunter auch Verantwortliche in Gemeinden, die die ProChrist-Aktion in ihrem Ort durchführen.
Mein Artikel richtet sich garnicht so sehr gegen ProChrist. Der Verein hat selbstverständlich das Recht auch in der Öffentlichkeit aufzutreten. Wer sich in die Öffentlichkeit bewegt, muss aber auch mit Kritik leben können.
In meinem Artikel kritisiere ich die Haltung gegenüber Homosexuellen, die die Organisatoren und viele weitere evangelikale Christen teilen. Mir ist diese Haltung auch schon lange bekannt, das ändert aber nichts an ihrer Kritikwürdigkeit – gerade im Licht des Evangeliums.
Besonders aber kritisiere ich Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, die bei anderer Gelegenheit sehr viel Wert darauf legen, für die Toleranz anderer Menschen einzutreten. Etwas, dass sich für mich mit ihren Ämtern ganz automatisch verbindet. Gleichzeitig aber ProChrist zu unterstützen, halte ich für bedenklich.
Sehr geehrter Herr Greifenstein,
durch Ihren selbst gesetzten Link im Medienmagazin PRO bin ich auf Ihren Blog aufmerksam geworden.
Zunächst einmal herzlichen Dank für den Link zum Artikel von Parzany „Steht auf, wenn ihr Christen seid“ im kath.net. Ein sehr guter Artikel, den ich noch nicht kannte.
Entgegen Ihrer Mutmaßungen werden nach meiner Erfahrung homosexuell empfindende Menschen (genauso wie Menschen mit anderen Störungen wie z.B. Raucher, Alkoholiker, Depressive, Verhaltensgestörte, Drogenabhängige, etc. etc. ) NIEMALS in Gemeinden diskriminiert oder aus der Gemeinde ausgeschlossen! Fast alle Gemeinden, die ich kenne, sind sehr barmherzig und nehmen alle Menschen auf.
Ein Problem ist es allerdings, wenn diese Leute darauf pochen, dass es „normal“ oder sogar „christlich“ sei, was sie tun. Wenn der Alkoholiker also nicht anerkennt, dass er ein Problem hat und es normal findet, jeden Tag eine Flasche Schnaps zu trinken, dann fehlt es ihm an Einsicht und die Gemeinde wird ihm hier nicht entgegen kommen können. Genauso ist es bei Homosexualität: Viele Gemeinden (und auch ich selber) haben Empathie und Verständnis für homosexuell empfindende Menschen. In der Regel können sie ja nichts dafür, dass sie so empfinden. Problematisch wird es nur dann, wenn sie sagen, dies sei „normal“ und „gleichwertig“ mit Heterosexualität (=normale Sexualität zwischen Mann und Frau). Solche Aussagen wiedersprechen den Aussagen des Neuen Testamentes, sie sind somit unchristlich und können in einer CHRISTlichen Gemeinde, die sich auf die Lehren von Christus und seinen Aposteln bezieht, keinen Raum finden.
Oder kurz gesagt: Niemand kann etwas dafür, ob er homosexuell empfindet. Aber man kann etwas dafür, ob man seine Homosexualität auslebt. Und man kann definitiv etwas dafür, wenn man auch noch Propaganda für Homosexualität macht!
Aber was sagt denn das Neue Testament zum Homosexualität?
Ein Beispiel: Römer 1, 23ff (im Zusammenhang)
23 und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes vom vergänglichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.
24 Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen in die Unreinheit, ihre Leiber untereinander zu schänden,
25 sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.
26 Deswegen hat Gott sie dahingegeben in schändliche Leidenschaften. Denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr in den unnatürlichen verwandelt,
27 und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen, sind in ihrer Begierde zueinander entbrannt, indem die Männer mit Männern Schande trieben, und empfingen den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst.
28 Und wie sie es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht ziemt:
Hier wird Homosexualität ganz klar als „Unnatürlicher Verkehr“ und „schändliche Leidenschaft“ bezeichnet (Verse 26 + 27).
Außerdem wird ein gesamtgesellschaflicher Zusammenhang zwischen einer gottlosen Gesellschaft und dem Auftreten von Homosexualität aufgezeigt. Homosexualität nicht als Folge von persönlicher, individueller Gottlosigkeit sondern von Gottlosigkeit in der Gesellschaft.
Das ist ein Phänomen, was wir heute zunehmend auch beobachten können.
Was Ihren eher unfreundlichen Artikel angeht drängt mir die Frage auf: Warum regen Sie sich so auf, wenn andere sagen Homosexualität sei Sünde?
Wenn Sie anderer Meinung sind: Dann leben Sie so weiter und seien sie glücklich mit Ihrem Leben! Ooh – Sie sind wohl nicht glücklich? Sie sind erst glücklich, wenn andere Ihnen auf die Schulter klopfen und sagen: „Toll, dass sie homosexuell sind“ – oder – Sie sind schwul und „das ist gut so!“.
Brauchen Sie das?
Lassen Sie doch anderen Leuten ihre Meinung und machen Sie nicht so militant Stimmung gegen andere Christen!
Persönlich finde ich es ekelhaft, wenn ich sehe wie zwei Männer oder zwei Frauen sich abknutschen oder wenn ich an allgemein bekannte sexuelle Praktiken vieler Homosexueller denke. Da wird mir persönlich schlecht. Aber solange diese Menschen dies als Privatsache hinter verschlossenen Türen machen, ist es ihre Sache. Da bin ich ganz liberal: Jeder darf nach seiner eigenen Facon unglücklich werden!
In der christlichen Gemeinde wiederum ist es eine andere Sache. Wenn Christlich drauf steht, muss auch christlich drin sein. Und praktizierte Homosexualität ist nicht christlich.
Genauso bei der „Ehe“. Wenn Ehe drauf steht, muss auch Ehe „drin“ sein. „Homo“-Ehe ist keine Ehe.
Soweit erst mal.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Tom W.
Womit wir beim leidigen StreitThema wären. Da hilft leider auch kein Bibel – zitieren, denn es geht hier noch eine Ebene tiefer: wie verstehen wir die Bibel? Ich kann aus meinem Verständnis durchaus zu dem Schluss kommen, dass praktizierte Homosexualität durchaus christlich sein kann. Ebenso auch die Homo-Ehe.
Ich frage mich auch, was für eine „Liberalität“ sie für sich beanspruchen, wenn sie sofort relativieren und sagen, dass das, was ihnen nicht passt, bitte hinter geschlossenen Türen zu geschehen hat.
Ich weiß jetzt ehrlich nicht wie man die Zeilen in Römer 1,26-27 anders verstehen bzw. interpretieren kann? Oder lies mal das AT 3.Mose 18,23…ich denke das steht genau drin was Gott gutheißt und was nicht.
Bei Mose stehen noch ganz andere Sachen. Du willst nicht ernsthaft sagen, dass wir heute noch nach mosaischem Gesetz leben müssen? Nach deiner Argumentation wäre die Todesstrafe von Gott legitimiert und gewollt (vgl. dazu nur als Beispiel: Lev 20,13, Dtn 21,18-21, Dtn 22,23-24, u.a.).
Darf ich eine Rückfrage stellen: Ist es deiner Meinung nach okay, Wenn Frauen in der Gemeinde etwas sagen dürfen? Da ist 1. Korinther 14,34 nämlich auch ziemlich deutlich.
Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass diese Diskussionen über die Haltung mancher Christen gegenüber Homosexualität eigentlich ein Ersatz-Schlachtfeld ist. Nicht nur hier auf Deinem Blog, sondern überall.
In Wirklichkeit geht es um Verletzungen, um erlebte Geringschätzung und Verachtung, um Ausgrenzung und das Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören. Ich kann mir vorstellen, dass es für die meisten Schwulen entsetzlich ist, immer wieder die Erfahrung zu machen, von den „Normalos“ abgelehnt oder belächelt zu werden. Und ich kann verstehen, dass sie irgendwann mal die Frage stellen, ob es nicht vielmehr die anderen sind, die nicht ganz normal sind. Und was denn überhaupt „normal“ ist.
Ich denke mir, dass man irgendwann wütend wird auf diejenigen, die ihre Ablehnung des Schwulseins auch noch mit göttlicher Moral unterlegen. Dann sind es nicht mehr nur Menschen, von denen ich als Schwuler Ablehnung erfahre, sondern es ist Gott selbst, mein Schöpfer. – Warum zum Henker hat der mich überhaupt geschaffen, wenn er diesen Teil seine Schöpfung selbst ablehnt?
Ganz schön krass muss das sein…
Ich muss Dir eingestehen, dass ich dazu auch keine entgültige Antwort habe. Ich sehe, dass Schwule in ihrem Leben eine innerliche Grenze erfahren, die es ihnen nicht erlaubt, eine Partnerschaft, ein Familienmodel zu leben, wie Gott es sozusagen als „Default“ in seine Schöpfung hineingelegt hat. Und damit sind sie beileibe nicht allein: Es gibt Singles, die ihr Leben lang vergeblich einen Partner suchen oder Eheleute, die einfach nicht miteinander klar kommen. Ich selbst bin kinderlos und habe eine gescheiterte Ehe hinter mir. Ich kann Gottes Idealmodell auch nicht leben. Und das tut manchmal weh, das kann ich Dir sagen…
Die Frage ist: Wie gehen wir mit dieser Grenze um?
Schimpfen wir auf alle, die unser notgedrungenes Lebensmodell als minderwertig betrachten? Grenzen wir die aus, die uns ausgrenzen wollen? – Oder machen wir unseren Frieden mit uns selbst und mit Gott?
Es wird immer Menschen geben, die Gott das Recht nehmen wollen, Geschöpfe zu schaffen, die aus ihrer Sicht unvollkommen sind. Es wird immer Christen geben, die alles Andersartige mit Bibelstellen zukleistern und das nur deshalb können, weil sie selbst nicht betroffen sind.
Aber warum – so frage ich Dich – soll ich ihnen das Recht geben, über meinen Stand bei Gott zu urteilen? Warum soll ich mein innerstes Wesen preisgeben, um ihnen zu gefallen?
Ich weiß, dass ich nicht so leben kann, wie Gott es sich für mich gewünscht hat. Aber ich weiß, dass ich trotzdem bei ihm geborgen sein kann. – Ich möchte mein Leben nicht als leuchtendes Beispiel für andere hinstellen – nein! Aber ich lasse es auch nicht von anderen kaputtreden. – Ich weiß, dass mir durch meine Geschichte Grenzen gesetzt sind. Aber ich akzeptiere sie und mache das beste daraus.
Schwul zu sein bedeutet: Ich kann Gottes Idealmodell nicht leben, aber ich bin trotzdem bei ihm angenommen. Und wenn ich als unvollkommener Mensch mit ehrlichen Herzen zu ihm komme und ihm mein Leben hinlege, dann wird er mich nicht wegschicken.
Warum – wenn ich diese Gewissheit habe – soll ich mich dann in diese fruchtlosen Diskussionen über Glauben und Homosexualität verwickeln lassen? Warum soll ich Christival-Veranstaltern meinen HuK-Stand aufdrängen? Ich mache dadurch eh nur Fronten auf, die sich nie bewegen werden. Stattdessen könnte ich froh sein darüber, dass bei solchen Veranstaltungen Menschen von Jesus angerührt werden. Das ist doch auch schonmal was, oder?
Wenn Du selbst auch irgendwie von dieser Andersartigkeit betroffen bist, dann wünsche ich Dir eine innere Gelassenheit und die Souveränität, Dein Leben mit Gott abzumachen und mit ihm herauszufinden, wo Deine Grenzen sind und wie Du damit umgehen kannst. Dafür wünsche ich Dir von Herzen seinen Segen!
Ich finde es unerträglich, wie du hier deine Homosexualität verteidigst, indem du ProChrist in deiner Argumentationskette offensichtlich in Grund und Boden verdammst. Oder ist dir das Wort Gottes nicht bekannt, welches davon schreibt, dass es Gott ein „Greuel“ ist, wenn Frau mit Frau oder Mann mit Mann Geschlechtsverkehr haben?
Dr. Tom W. kann hier mal so richtig die Sau rauslassen und auch noch einen auf Dr. machen. Aber natürlich nicht seine Identität preisgeben.
Wer von den Homos will eigentlich Christ sein? Wer möchte arrogant genug sein, zu sagen, wir sind so barmherzig, wir nehmen selbst Alkis auf und Junkies, guckt her wie barmherzig wir doch sind.
In Wahrheit braucht ihr solche Leute, damit Ihr Euch als was besseres, die Besseren, höheren Menschen fühlen könnt.
Ja manche sind Alkis und drogensüchtig und solche Leute haben meist Probleme, die Ihr nie haben werdet und man hilft ihnen bestimmt nicht mit vorgespielter wir sind was besseres als ihr „Barmherzigkeit“, sondern mit Therapien und Verständnis.
Homosexualität mit Alkoholsucht gleichzusetzen zeigt einfach nur, dass man keine Ahnung hat. Es gibt in der Natur von sich aus keinen Alkoholismus, Homosexualität gibt es auch bei Tieren, nur Tiere haben auch keine Religionen und ich kann wenn ich sowas lese gut verstehen warum…
Lieber Herr Doktor,
abgesehen davon, daß ich (vor allem für Sie selbst) bedaure, daß Sie wahrscheinlich biographisch-empirische Gründe haben, alle Christen als Heuchler wahrzunehmen (ich kann ja verstehen, wie Sie zu so einem – wenn auch schiefen – Urteil kommen), muß ich Ihnen zugestehen:
Ihr Forumsname ist köstlich. Ich habe herzlich gelacht! Danke!
Das selbe lässt sich ja auch über deinen Namen sagen Hr. Bischof. Oder sagst du tatsächlich das: „Ich habe gesagt, was die Überzeugung der katholischen Kirche ist: Praktizierte Homosexualität ist objektiv sündhaft, auch wenn homosexuellen Menschen mit Achtung zu begegnen ist. […] Deshalb tut mir meine Position nicht leid, ich erwarte allerdings auch kein Mitleid mit mir, wenn ich kritisiert werde“
Das sit nämlich die Meinung von Militärbischof Overbeck! Und die widerspricht ja eindeutig dem was du hier sagst!
Mag sein.
Ich halte es eher mit Franz Camille Overbeck (1837 – 1905) und seiner Kritik des Christentums. Lohnenswerte Lektüre, auch für Sie, Herr Doktor!
„Oder ist dir das Wort Gottes nicht bekannt, welches davon schreibt, dass es Gott ein “Greuel” ist, wenn Frau mit Frau oder Mann mit Mann Geschlechtsverkehr haben?“
Woher wollt ihr wissen, dass es das Wort Gottes ist? Wie beschrieben haltet ihr Euch für bessere Wesen, die mit Gott kommunizieren und alle Ungläubigen gehen in die Hölle?
Glaubt mir, es gibt Schlimmeres als 2 Männer die sich lieben oder 2 Frauen die sich lieben. Was sagt Euer Gott denn zu den ganzen Skandälchen innerhalb der Kirche, warum rennt ihr da nicht mal Sturm und redet mal von Greul, denn da passiert nix, das ist das Krasse an der Sache.
Warum befasst man sich dauernd mit einer Sexualität die man nicht hat, was geht Euch das an?
Desweiteren ist es schrecklich dass sich Eure Religion immer mit Gott auf eine Ebene stellt und ihr für ihn sprecht usw. für was haltet Ihr Euch eigentlich Gottes gesandte Krieger/Engel die die Menschheit vor Schwuppen, Transsexuellen und Carpetmunchern rettet?
Zitat “ Aber man kann etwas dafür, ob man seine Homosexualität auslebt. “
Was passiert, wenn man das unterdrückt, hat man ja jetzt in den letzten Jahren gesehen… Da kommt einem das kot….
Wenn man keine Ahnung hat, sollte man einfach mal die Klappe halten!
Die Evangelisch-methodistische Kirche ist eine weltweite Kirche. Aus diesem Grund können auch Regelungen nur so weit gehen wie alle Gliedkirchen sie mittragen (ähnlich wie im Katholizismus, nur dass das nicht ein Papst sondern eine Zentrale Konferenz entscheidet). Die Deutsche Kirche – somit auch Frau Wenner – würde gern mit ihren Regelungen weiter gehen darf es aber nicht. In den Gemeinden gibt es Homosexuelle Gemeindeglieder. Diese nicht nur sind akzeptiert, sondern sind gleichberechtigt wie alle andern auch.
Zumindestens habe ich in der methodistischen Kirche weniger diskriminierende Erfahrung gemacht wie in der lutherischen!
Hallo, weist du was mir an deinem Artikel gefällt, die Aussage das uns das Richten und die Einschätzung was Wille Gottes ist und was nicht, nicht zusteht. Ich tu mich fürchterlich schwer mit der Homosexuellendebatte, da ich selbst mit vielen zusammenarbeite (und auch viele meine Freunde sind), aber Kirche sie nun einmal ablehnt… Danke für die Offenheit.
Ich hoffe doch, dass nicht die ganze Kirche Schwule und Lesben ablehnt. Jedenfalls kenn ich da auch andere Teile der Kirche. Vielleicht solltest Du es mal mit denen probieren.