Krippenspiel 2014 – Worms, Jerusalem, Dresden

In Worms wird ein Krippenspiel verboten. Auf theologiestudierende.de brauchen wir Eure Hilfe bei einem interaktiven Krippenspiel. Ich habe ein Krippenspiel herausgesucht, das ich vor 11 Jahren geschrieben habe.

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Worms, Dezember 2014: Weihnachtsgeschichte ist zu irritierend, um auf einem Weihnachtsmarkt aufgeführt zu werden
Mit einem Krippenspiel wollten Kirchenleute und Anti-Rechts-Aktivisten in Worms auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen. Grundlage des eigens für diesen Zweck verfassten Stücks sollte Matthäus 2, 13-15 sein. Josef flieht nach einem warnenden Traum mit Maria und dem Jesuskindelein vor Herodes nach Ägypten. Von dort kehrt die Familie erst zurück, nachdem Herodes gestorben, ergo die Gefahr vorüber wahr.

„Die Aufführung, bei der die Flucht von Maria, Josef und dem Jesuskind nach Ägypten nachgespielt werden sollte, könne die Besucher des Weihnachtsmarkts irritieren und insbesondere Kinder verstören, heißt es in der Verbotsverfügung, […].“

„Nicht genauer definierte Darstellungen einer Krippenszene vor einer Krippe können zu Irritationen führen“, entschied die Stadtverwaltung. „Dabei könnte es zu missverständlichen Zuordnungen kommen. Zu Darstellungen, die unverstanden bleiben, weil die Weihnachtsmarktbesucher nicht wissen können, dass es sich um eine Aktion innerhalb einer Demonstration handelt.“

Gegen diese Entscheidung der Stadtverwaltung legten die Veranstalter beim Verwaltungsgericht Mainz ein. Offensichtlich konnten sie sich nicht vorstellen, dass das Gericht die Entscheidung der Stadtverwaltung aufrecht halten würde. Weit gefehlt! Das Gericht hält am Verbot fest: „Die Aktion verletzte die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes, teilte das Gericht mit.“

Die Veranstalter wollen das Krippenspiel nun einige Meter weiter zur Aufführung bringen.

Die Flucht- und Kindermordgeschichte mag uns tatsächlich verstören, aber sie gehört zur Weihnachtsgeschichte dazu. Die Geschichte ist mit dem Gruppenbild um das Jesuskindelein nicht zu Ende! Die Entscheidung ist schlicht eine Schande. Was geht vor: die Freiheit der Meinung und der Kunst im öffentlichen Raum oder das Umsatzinteresse der beteiligten Händler? Denn nichts anderes als vorauseilender Gehorsam gegenüber den Händlern ist es, wenn eine Stadtverwaltung so einen Müll entscheidet. So ehrlich aber hätten sie sein und wirklich schreiben sollen: Wir wollen beim Einkaufen und Saufen nicht gestört werden!

Die ganze Geschichte hier und hier.

Interaktives Krippenspiel
Ich habe seit 11 Jahren an keinem Krippenspiel mehr teilgenommen, einmal abgesehen von zwei Auftritten als König aus dem Morgenland (wir präsentierten dieses Lied). Doch dieses Jahr bin ich wieder Teil eines Krippenspiels. Allein ein Kommentar war dazu nötig. Auf theologiestudierende.de wird der nächste „Sag mal“-Podcast ein interaktives Krippenspiel sein. Auch Du kannst mitmachen!

Benjamin und Esther
Im Moment schwirren ganz viele unterschiedliche Dinge in meinem Kopf herum: Weihnachten und so, die Sache mit Pegida in Dresden, etc.. Und dazu werde ich in den nächsten Tagen sicher noch mehr schreiben. Aber mir fällt es einfach schwer, alles zu sortieren, für mich zu durchdenken und dann in Worte zu fassen. Ich will jedenfalls nicht vorschnell unausgegorene Gedanken heraushauen. Da fiel mir ein, dass ich vor 11 Jahren für die Weihnachtsgottesdienste in meiner Heimatgemeinde Heilig-Geist in Dresden ein Krippenspiel geschrieben habe, das wir mit der Jungen Gemeinde auch zur Aufführung brachten.

Erstaunlicher Weise ist es gar nicht so peinlich zu lesen, wie ich dachte. Bisschen dünne vielleicht, aber bei entsprechend guter Darstellung sicher nicht das schlechteste Krippenspiel. Ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, dass sich damals jemand fürchterlich darüber geärgert hätte.

Der klassischen Krippenspielhandlung um Josef, Maria und das Jesuskindelein, die Hirten und die Weisen habe ich damals eine Rahmenhandlung gegeben. In Jerusalem treffen sich Benjamin (ein Pharisäer) und Esther (ein junges Mädchen) und sprechen vom Hören-Sagen über das Geschehen. Das Krippenspiel endet nicht an der Krippe, sondern mit der Flucht nach Ägypten.

Die Schlussszene:

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Meine Hoffnung
Bald ist Weihnachten und wir machen es uns gemütlich. Dazu gehört auch das Geschenkebesorgen und das Feiern. Aber sind wir denn wirklich so abgestumpft, dass wir uns nicht für eine kurze Zeit herausrufen lassen? Halten wir unser kleines Glück wirklich für so fragil, dass jede Kritik, jeder Einspruch verhindert werden muss? Haben wir zu viel Angst vor der ganzen Geschichte auch unserer Welt, zu der das Leid der Flüchtlinge genauso dazu gehört wie das Glück der Geburt?

Zum Ende der Fluchterzählung zitiert Matthäus den Propheten Hosea: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Ich glaube, das ist bis heute wahr. Wenn Gott unter uns kommt dann als Verstoßener, Verbotener, Geächteter. Meine Hoffnung ist, dass wir ihn trotzdem erkennen.

hosea