Rezension – “Die Tage, die ich mit Gott verbrachte” von Axel Hacke

Axel Hacke schreibt von Berufs wegen gut, sehr gut. Vielleicht handelt es sich bei ihm um einen der letzten Großschreiber deutscher Provenienz. Und man darf sagen, auch Prominenz. Axel Hacke ist – ganz ohne ironischen Unterton – einer der Autoren, dem man zutraut, alles schreiben zu können. Vor allem aber schreibt er kurze Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und das SZ-Magazin, die auch in zahlreichen Buchveröffentlichungen vorliegen.

Es ist nur folgerichtig, dass ein Autor vom Format Hackes sich irgendwann aufmacht, ein Evangelium zu schreiben. Dieses liegt nun in Form der Geschichte “Die Tage, die ich mit Gott verbrachte” vor. In ihr macht sich das Alter Ego des Autors – aus seinen Kolumnen hinlänglich bekannt, jedoch auch für den neuen Leser sofort heimelig – mit Gott auf den Weg durch München. „Rezension – “Die Tage, die ich mit Gott verbrachte” von Axel Hacke“ weiterlesen

5 x Moment mal (Oktober – Dezember 2016)

Wollt ihr das Land in Flammen sehen? (3. Oktober 2016)
“Dass Dresden Gastgeber spielen darf, zeigt eine Menge über den Zustand des Landes an. Die Stadt ist Gastgeber, weil Sachsen den Vorsitz im Bundesrat hat und auf diese – sehr deutsche – Weise festgelegt wird, wer sich um die Ausrichtung der offiziellen Festlichkeiten zu kümmern hat. Dass Dresden auf diesem Wege einmal dazu kommt, ein Beispiel guter Gastgeberschaft für alle Bürger dieses Landes zu geben, kann man getrost als Ironie der Geschichte auffassen.”

Sehnsucht (17. Oktober 2016)
“Ich lehne mich ganz sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass der alarmistische Grundton in unseren gesellschaftlichen Debatten bis hin zu seinem fremdenfeindlichen Extrem sich auch aus dem unbestimmten Gefühl der Fremdheit im Eigenen speist.”

Der Mut der Verzweiflung (31. Oktober 2016)
“Im ach so kirchendistanzierten SPIEGEL versucht sich der Hobby-Kirchenhistoriker und Sproß einer Pfarrersdynastie Georg Diez an einer kritischen Luther-Hagiographie, die man so auch nicht mit dem sicher ehrenwerten Vorhaben, sich dem verstorbenen Vater anzunähern, entschuldigen darf. Sein Text ist eine einzige Geduldsprobe, in dem er sich durch schmerzhafte Sätze hindurch aneignet, was von und über Luther seit nun also neun (!) Jahren ventiliert wird. Zwischendurch wird Luther die Schuld an allem zugeschoben, was zur Zeit im Argen liegt, als ob es die 500 Jahre seit dem Thesenanschlag nicht gegeben hätte. Die Reihe wird im Spiegel übrigens fortgesetzt, Papier ist nicht teuer genug.”

Der Anfang (28. November 2016)
“Wir sind ein Volk der „vom-Ende-her-Denker“. Was wir studieren wollen, das machen wir daran fest, was man damit mal werden kann. Bevor wir auf Reisen gehen, ist das Rückfahrtticket schon gelöst. Frau Merkel wird bewundert, weil sich die Vermutung hält, dass sie die Sachen „vom Ende her denkt“. Und wenn wir entsetzt und ungläubig die Ergebnisse von Brexit und US-Wahl anschauen, dann fragen wir uns: Wie wird das nur enden? Haben die denn gar nicht an die Konsequenzen ihrer Entscheidung gedacht?”

2016, Du Arsch! (26. Dezember 2016)
“Ich würde meinen, es ist doch selbstverständlich, dass nicht ein Jahr schuld am Tod des Lieblingssängers oder der geliebten Schauspielerin haben kann, geschweige denn einen Einfluss auf Terroranschläge oder sonstige Krisen, also weltumspannende Ereignisse mit komplexen Ursachen. Wer ein Kalenderjahr für weltweite oder auch persönliche Schicksalsschläge verantwortlich macht, der glaubt auch an das Horoskop in der Apotheken-Umschau.”

Ruhig bleiben, Bonhoeffer lesen

Jetzt ist es also passiert: Auf einer als “Mahnwache” für die Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Berlin deklarierten Demonstration der Neuen Rechten hat ein Pfarrer gesprochen. In Talar und Beffchen!

Zwar marschieren schon seit Jahr und Tag Pfarrer i.R. und Christen bei Pegida- und AfD-Kundgebungen mit, doch der Anblick eines pfarramtlich gewandeten Predigers auf einer Demo von ganz rechtsaußen ist ein neuer, gewöhnungsbedürftiger Anblick. Nicht umsonst entzündete sich daran unter Christen und Pfarrleuten eine heftige Diskussion: Darf er das überhaupt? „Ruhig bleiben, Bonhoeffer lesen“ weiterlesen

Flügge werden? – Rezension: „Der Jargon der Betroffenheit“ von Erik Flügge

“Warum stört mich Theologie so selten mit ihren Texten? – Im Grunde soll Theologie doch stören. Sie soll Fragen aufwerfen, die zum Denken anregen, die dazu zwingen, dass man über den eigenen Alltag hinaus die Fragen nach dem Sinn und der Ethik stellt. Von daher muss es das Ziel von Theologie sein, aufzufallen – auch negativ.”

Mit diesen anklagenden Sätzen beginnt Erik Flügge das Kapitel “Predigen” seines Buches “Der Jargon der Betroffenheit – Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt”.

“Mein Problem ist, dass die Kirche mich nur unterbricht, aber nicht stört. Ich würde mir wünschen, sie würde mich stören oder gar verstören. Was bei mir ankommt, ist aber immer wieder ein Text, der mir zu klein, zu nett, zu brav ist und der mich aufhält statt aufzuwühlen.”

Mit seinem Büchlein legt Erik Flügge den Finger in die offenstehende Wunde der kirchlichen Sprachunfähigkeit. Er ist damit weder der erste, noch wird er der letzte sein, der die mangelnde Klarheit und Alltagstauglichkeit der kirchlichen Verkündigung anprangert. „Flügge werden? – Rezension: „Der Jargon der Betroffenheit“ von Erik Flügge“ weiterlesen