Fastenaktion: 7 Wochen ohne Christus

Das Evangelische Zentrum für Predigtkultur in Wittenberg versüßt uns die Passionszeit mit dem Aufruf, in den Predigten sieben Wochen lang auf große Worte zu verzichten. Erneut wird deutlich, dass von Wittenberg stest neue und erheiternde Impulse für die Arbeit in den Gemeinden ausgehen. Allein dafür hat sich die Einrichtung des Predigtzentrums und der Einsatz von Zeit und Geld gelohnt.

Ob es diesen Fastenaufruf eines evangelischen Predigtzentrums braucht und ob mit dem (bisher) zu Verfügung gestellten Material – Predigttexte der Passionssonntage, Ausschnitte aus dem Buch Latours – ausreichend Inspiration vermittelt wird, kann man diskutieren. Was denn nach den oder durch die 7 Wochen vermittelt geschähe, wäre eine andere lohnende Frage. Geht es dem Predigtzentrum um mehr als um Worthygiene, nämlich um eine theologische Arbeit?

Ohne große Worte
„Kaum eine Predigt kommt ohne Große Worte aus: Barmherzigkeit, Hoffnung, Kreuz … Manchmal funktionieren sie wie Platzhalter, aus denen die Inhalte längst ausgewandert sind. Die Predigtsprache gerinnt in Substantiven. Wie kann sie wieder lebendig, anschaulich und konkret werden?“ „In der Predigt auf Große Worte zu verzichten, ist sicher mühsam, wie jedes Fasten. Aber es geschieht unter der Verheißung, dass sich etwas klärt und erneuert.“ (aus dem Fastenaufruf des Predigtzentrums)

Zu dieser bahnbrechenden Analyse ist das Team des Predigtzentrums nach eigener Aussage durch die Lektüre von Bruno Latours Jubilieren. Über religiöse Sprache gelangt. Auf 49 große Worte soll darum verzichtet werden: Um auf diese Idee zu kommen, muss man Bruno Latour weder gelesen, noch verstanden, haben – was das Evangelische Zentrum für Predigtkultur mit dieser Fastenaktion eindrücklich unter Beweis stellt. Es ist eine Binsenweisheit, dass manch häufig benutztes Kanzelwort überlebt und trocken geworden ist. Um dies zu begreifen, braucht man kein genialisches und an der Grenze zur absoluten Unverständlichkeit formuliertes Alterswerk eines französischen Großdenkers zu bemühen.

Nicht nur Worte machen, Symbole verstehen
Wenn es jedoch darum ginge, statt Worthygiene Theologie zu betreiben, wäre es notwendig, sich mit dem Symbolgehalt des benutzten Vokabulars auseinander zu setzen, nicht einfach darauf zu verzichten. „Über den Trick des Verzichtes großer Worte könnte sich die Sprache Ihrer Predigt verflüssigen und Stück für Stück würde sich in Ihren Predigten eine neue Sprechweise einfinden.“ [1] Die Verflüssigung der Predigtsprache, die Erarbeitung einer neuen Sprechweise für die evangelische Predigt ist ein lohnendes Ziel. Bleibt aber doch letztlich rhetorische Fingerübung, wenn es darum geht, sich vor einer verantwortlichen Deutung der christlichen Symbole zu drücken und – so befürchte ich – an ihnen intellektuell gestelzt vorbeizureden. Statt wahrhaft großer Worte finden dann viele noch größere Wortbildungen Eingang in die Predigt.

Der Säulenheilige dieser Einsicht ist Paul Tillich. Und dies ist gleich in zweierlei Hinsicht erfreulich: 1. Weil man Tillich verstehen kann. 2. Weil es Tillich im Kern – anders als Latour – nicht um eine gefühlsmäßige Beheimatung in der verlorengegangen Kirche der eigenen Kindheit geht, sondern um eine Läuterung tatsächlicher theologischer Gegenstände.

Nämlich darum, dass auch christliche Symbole – und hier kann man beliebige Beispiele aus der Bann-Liste des Evangelischen Zentrums für Predigtkultur einfügen – sterben können, wenn die Geschichte sich gewandelt hat und sie dadurch ihren ursprünglichen Sinn verloren haben. Am prominentesten führt Tillich dies am Beispiel des Symbols Gott selbst durch. Meinte dies vormalig einen letzten Grund und eine unhintergehbare Wirklichkeit, so ist Gott über die Zeiten hinweg entweder zum lieben Onkel, oder zur Letztbegründung eigener Ideen, oder gänzlich irrelevanten Grüßaugust geworden. Das bedauert auch Latour, wenn er in seinem Buch schreibt: „Wollte man, wovon einst die Rede war, wenn man „Gott“ sagte, wirklich in heutiges Vokabular übersetzen, müsste man nicht nach einem neuen Wesen suchen, das ihn ersetzen könnte, sondern eher nach etwas, das allen dasselbe Gefühl unbestreitbarer Vertrautheit verschafft.“ Es geht aber um mehr als um (katholische) Wärme und Vertrautheit, sondern auch um Klarheit und Verständlichkeit der Rede von Gott. Tillich geht es darum, den Sinngehalt des Symboles Gott erneut und für die Menschen seiner Zeit zu formulieren. Nämlich als das, „was uns unbedingt angeht“. Auch Tillich hatte Humor und versah sein Anliegen mit der Pointe, dass bis zur Klärung dieser Frage die Vokabel Gott nicht mehr gebraucht werden sollte.

Herz und Kopf vereint zusammen …
In diesem Sinne handelt es sich bei Bruno Latour um einen gelehrigen Schüler Tillichs. Beide aber stehen als geistige Schirmherren des Fastenaufrufs des Predigtzentrums nicht zur Verfügung, wenn auch Latour auf einer Tagung des Predigtzentrums offenbar zum Ideengeber wurde. Durch puren Verzicht auf traditionelle christliche Ausdrücke gelangt Latour in seinem Buch nicht durch seinen Zweifel hindurch, sondern durch eine – mit Verlaub erzkatholische – Herzenswendung hin zu genau solchen Worten, die er nur als Beispiele einer „Sprache der Liebe“ verwendet sehen möchte. Diese „Sprache der Liebe“ wiederum erscheint mir bei ihm als allein in die Kreativität des Sprechers hineingestellt. Er fordert auf zu neuen „wahrheitsgetreuen Erfindungen“.

Jenseits der Frage, ob dies im Alltag der Predigt überhaupt zu leisten ist, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit eines solchen Unternehmens. Es sind doch nicht alle Geschichten, Symbole und Sprechweisen des Christentums verloren, wenn manche auch ihres ursprünglichen oder vollständigen Sinns von der Geschichte beraubt wurden. Tillich wiederum ermutigt zum Durchdenken und somit Wiederentdecken, Uminterpretieren und somit Neusagen der gleichen traditionellen christlichen Ausdrücke. Weil es Tillich nicht nur um eine veränderte Sprache geht, sondern um die menschliche Situation, erkennt er am Grunde der Geschichten und Symbole genug Substanz, und sei es nur die Sehnsucht der Menschen, die eine neue Rede wieder aufdecken müsste.

The Walking Dead
Denn noch glauben wir, sehnen uns nach Gnade und Barmherzigkeit, ahnen etwas von der Schwere des Gerichts und der Leichtigkeit der Versöhnung, von der Härte der Buße und der Freude der Umkehr. Solange, dass Menschen noch ahnen, welche wirkliche Verheißung ist, ist der Glaube und sind seine Symbole nicht endgültig gestorben, sondern harren ihrer Verwandlung und Auferstehung. Auf dieses österliche Erlebnis sieben Wochen lang hinzuarbeiten, ist ein guter Nutzen der uns gegebenen (Kirchenjahres-)Zeit.

Man wünschte sich bei dieser theologischen Beschäftigung mehr und sinnfälligere Unterstützung von einem Predigtzentrum der Evangelischen Kirche. Nicht zum Verzicht auf Worte, sondern zum Mut, sie in den Mund zu nehmen und für unsere Zeit verantwortlich auszulegen, muss aufgerufen werden.


Kommentare

10 Antworten zu „Fastenaktion: 7 Wochen ohne Christus“

  1. Ich finde diese Fastenaktion mutig. Und einen Versuch wert, warum nicht. Ich kann die Qualität des Predigtzentrums nicht beurteilen (ich bin kein Prediger), aber das, was ich von/über Kathrin Oxen gelesen habe, fand ich nachvollziehbar und reflektiert.

    Das, was du in deinem vorletzten Satz schreibst, Philipp, finde ich inhaltlich völlig richtig. Aber gerade wie du es schreibst, zeigt, wie nötig solch eine Fastenaktion ist. Denn genauso erlebe ich – entschuldigung – pastorales Geschwallere immer wieder: eine Aneinanderreihung von theologischen Richtigkeiten in Nominalstruktur.

    Was mir – wie gesagt als Predigtunkundiger – an dieser Fastenaktion gefällt, ist folgendes: Es geht um Verzicht. Um vielleicht zu merken, was fehlt, was eventuell auch nicht fehlt, ob es zu einer höheren geistigen/geistlichen Klarheit kommt (was ja durchaus eine gängige Fastenbegleiterscheinung ist).

    Oder ich sage es andersherum: Ich schüttel immer über die sogenannten Fastenaktionen vom GEP („7 Wochen ohne“) den Kopf – nein, sie stoßen mir völlig auf. Denn jedes Jahr denken sie sich etwas aus, was in einem „Mehr“ besteht, nämlich irgendetwas (diesmal ist es „selber denken“) _bewusster_ zu tun. Jedes Jahr der gleiche Quatsch. Die spirituelle Dynamik des Fastens ist genau konträr: weniger tun, verzichten, lassen – das ist der Pfiff des Fastens!

    Und aus diesem Grund finde ich „ohne große Worte“ eine gute Aktion. Weil das Predigtzentrum (das Predigtzentrum!!!) verstanden hat, dass nicht ein „mehr“ (ein „besser“ etc.) an Worten, sondern ein weniger an Worten etwas mit Fasten zu tun hat.

    Also: 5 von 5 Sternen von mir!

    Martin…

    1. Avatar von Philipp Greifenstein
      Philipp Greifenstein

      Danke für den schönen Kommentar, der den von mir geschriebenen Artikel wertvoll ergänzt. Du hast sicher Recht damit, zu vermuten, worum es dem Predigtzentrum eigentlich mit der Aktion geht. Ich unterstelle den Machern ja auch keine schlechte Absicht. Aber es ist mir alles zu verkopft! Die Verflüssigung der Predigtsprache (Beispiel am eigenen Satz: Flüssiger zu predigen und die Leute nicht mit Schlagwörtern beballern) ist ja in der Tat ein gutes Anliegen und das Buch von Latour ist eine spannende Lektüre. Die Aktion in ihrer Naivität und mangelnden Ausstattung an Material ist aber flach. Was mich an aktuellen Predigten stört ist auch die Sprache. Noch mehr aber die theologische Unklarheit, die es mir als stinknormalen Kirchgänger schwer macht, etwas von Substanz mit nach Hause zu nehmen.

      Man müsste die Aktion vom Kopf auf die Füße stellen und dazu aufrufen, zu jedem der 49 großen unerwünschten Worte, einen kurzen Impuls zu schreiben, der das Wort (und das zugrundeliegende Symbol) neu anbietet. Das hätte dann mit „Fasten“, wie Du es ganz richtig beschreibst, natürlich nichts mehr zu tun.

  2. Es stimmt: Wie alle Fachleute neigen auch Theologen zu einer Fachsprache, die mehr Klarheit und Einigkeit suggeriert, als sie tatsächlich bietet. Hinter den meisten theologischen Begriffen steht eine lange, reich verästelte Begriffsgeschichte – mit Übersetzungsproblemen, theologischen Streitigkeiten und spitzfindigen Klärungsversuchen. Zudem kann man sich leicht hinter einem scheinbaren Begriffskonsens verstecken: Wir reden in der Kirche von „Auferstehung“, „Buße“, „Christus“, verstehen die Worte aber höchst unterschiedlich. Indem wir uns hinter den gemeinsamen Begriffen verstecken, vermeiden wir Konflikte, die unweigerlich aufbrechen müssten, würden wir sie erklären. Das ist ein bisschen wie beim Sprechen des apostolischen Glaubensbekenntnisses: Alle sprechen den gleichen Text, aber jeder Einzelne deutet sich die Worte und Sachverhalte anders. Während die einen tatsächlich an Jungfrauengeburt glauben, halten die anderen das für ein symbolhaftes Reden. Bei „Auferstehung“, „Buße“, „Christus“ ist das nicht anders.

    Leider macht aber der Verzicht auf bestimmte Begriffe eine Predigt nicht automatisch klarer und verständlicher. Meine Erfahrung als Prediger und Predigthörer ist, dass die Ausweichbewegung zur Konfliktvermeidung nur subtiler wird und an die Stelle theologischer Termini nur scheinbar verständlichere Begriffe treten. Ein Beispiel ist das Wort „Glauben“, das oft durch „Vertrauen“ oder „Zuversicht“ ersetzen wird. Der Ersatz eines Substantives durch ein scheinbar synonymes Wort löst aber das Problem nicht, denn was bedeutet „Vertrauen“ oder „Zuversicht“ nun wiederum? Ich glaube nicht, dass es dem Zentrum für Predigkultur um eine solche Wortersetzung geht, sondern eigentlich um theologische Rekonstruktion zentraler Termini. Das finde ich erstmal gut. Aber das machen ja auch viele Pfarrerinnen und Pfarrer – zum Teil so sehr, dass die Predigt kaum noch als religiöse Rede zu erkennen ist. An die Stelle alter Termini treten „Achtsamkeit“, „Wahrnehmen“, „Nachhaltigkeit“, „Balance“ – die nichts klarer machen und nur scheinbar verständlich sind, weil derzeit alle davon reden.

    Ich muss gestehen: Als ich von der Aktion „Sieben Wochen ohne Große Worte“ das erste Mal hörte, fand ich sie gut. Endlich mal eine gute Idee des Zentrums für Ev. Predigtkultur. Ich hab mir gleich die Postkarte schicken lassen – und war dann enttäuscht von der Auswahl der Begriffe: Einen Großteil der Worte würde ich persönlich sowieso nicht in einer Predigt verwenden, viele der Wörter werden auch von Kolleginnen und Kollegen bewusst vermieden oder umschrieben. Ich kann das ad hoc nicht empirisch belegen, aber ich würde sagen, dass die meisten dieser Wörter eher Predigtklischees als heutigen Durchschnittspredigten entstammen. Persönlich finde ich nur zwei Wörter interessant und einen Verzicht darauf herausfordernd: „Herr“ und “ Freiheit“. „Herr“, weil ich schon länger darüber nachdenke, ob es für „Kyrios“ eine angemessene Übertragung in unser heutiges Denken und Reden gibt, und „Freiheit“, weil das zu meinen Lieblingswörtern gehört und von mir zu oft gebraucht wird. Am Ende ist es darum nicht die Aktion, die ich kritisiere, sondern die meines Erachtens zu klischeehafte und wenig herausfordernde Wortauswahl.

    Ich sehe, ich könnte doch noch mehr dazu schreiben, aber dann wird das kein Kommentar, sondern ein eigener Blogbeitrag 😉

  3. Danke für den schönen Artikel. Ich werde mich mit der Aktion noch etwas näher befassen müssen, aber bislang bin ich ein wenig hin und her gerissen. Das Anliegen, verständlicher predigen zu wollen und sich nicht hinter Worthülsen zu verstecken, kann ich nachvollziehen und ausdrücklich teilen.

    Ich bin mir aber unsicher, ob man Begriffe (Form) und Inhalte so einfach voneinander trennen kann. Meine Befürchtung wäre nämlich, dass mit den Begriffen eventuell auch die entsprechenden Inhalte verloren gehen…

    Übrigens: Von manchen dieser Worte hatte die evangelische Predigtkultur auch schon gefühlte 40 Jahre ohne. Vom Zorn Gottes bspw. habe ich bisher wenige Predigten gehört…

  4. Noch ein Gedanke: Ich finde an der Idee ja gut, dass man sich nicht hinter großen Begriffen verstecken soll. Die sich dann zu Phrasen einschleifen. Aber es stimmt natürlich – was in den Kommentaren jetzt ja auch schon mehrfach gesagt wurde -, dass manche Begriffe eh schon „verschwunden“ sind. Vielleicht könnte man ja tatsächlich auch nocheinmal/zusätzlich/später mal gucken, welche Trendbegriffe es zur Zeit gibt (und da gehören dann natürlich auch Wahrnehmung und Achtsamkeit dazu) und solch eine Liste aufstellt.

    1. Avatar von Philipp Greifenstein
      Philipp Greifenstein

      Manche von den Begriffen auf der Liste des Predigtzentrums sind tatsächlich out. Und andere, die gerade in sind, sollten tatsächlich seltener oder mit größerer Sorgfalt benutzt werden. Aber darum geht es mir gar nicht so sehr. Ich meine, dass es manche Worte tatsächlich verdient haben, im Orkus der Geschichte unterzugehen. Aber das trifft eben nicht auf zentrale Symbole des Christentums zu (Christus, Versöhnung, Rechtfertigung, etc.). Über diese Symbole muss anders geredet werden, da hilft aber kein Wortverbot.

      Man kann manchem gepredigten Unfug nur mit Humor beikommen und erwischt damit vielleicht die Spitze des Eisbergs. Aber man sollte nicht aus allem ein Bullshit-Bingo machen. (Gerade aus meinem Munde …) Die Bann-Liste des Predigtzentrums scheint mir nun eigentlich nicht mehr als das leisten zu wollen – nur dass ich sie nicht sonderlich witzig finde.

  5. Lieber Philipp,

    Vieles könnte ich zu Deinem Artikel schreiben (mach ich auf Wunsch auch gern!), und es wäre viel Lob dabei, vor allem für Dein Bemühen (? – so lese ich es jetzt einfach mal…) um Differenziertheit (ein Anruf hätte weitere Recherche sogar erleichtert, etwa in der Frage nach der Intensivität unseres Kontaktes mit Bruno Latour…).

    Darf ich zwei Punkte exemplarisch markieren?

    Du schreibst viel von „Begriffen“ und „Symbol“ – das Zentrum aber nicht. Sondern von „Worten“, „Großen Worten“ gar. Da mag es nicht ganz angehen, daß Du dem Zentrum vorwirfst, verkopft zu sein – diese Ebene bringst Du selbst ein, um dann, so mein Eindruck, Deine Pappkameraden auf dieser Ebene abzuschießen. Mit Verlaub.
    (Ein ‚Begriff‘ ist etwas anderes als ein ‚Wort‘, wenn ich Descartes, Leibniz, Hegel, Kant und Frege glauben darf…)

    Und zweitens, denn das verstehe ich einfach nicht, zu Deinem Schlußzitat: „Nicht zum Verzicht auf Worte, sondern zum Mut, sie in den Mund zu nehmen und für unsere Zeit verantwortlich auszulegen, muss aufgerufen werden.“

    Auch da ist Gutes dabei. Aber die Intention des Zentrums ist ja, wie Du richtig wahrnimmst, gerade die verständiche Sprache v o n diesen Worten – sie “ für unsere Zeit verantwortlich auszulegen“. Warum braucht es denn bestimmte, im schlimmsten Falle (fachdiskursiv geübte Predigende&Gemeinden soll’s nicht kümmern…) zu christlichen termini technici geronnene Vokabeln, innerhalb einer ja wirklich überschaubaren Zeit von sieben Sonntagen?

    Reichen nicht – synekdochisch! – Acker, Perle, Saat und Öllampe?

    Liebe Grüße aus Wittenberg/Leipzig,
    Ferenc.

    Ach, p.s.: Es handelt sich ja gar nicht um eine „Bann-Liste“, sondern um „Beispiele“…

    1. … man verzeihe mir bitte die geschriebenen Fehler … [Intensität, Schluß’satz‘, und wahrscheinlich noch zwei mehr]

  6. Was für eine schwache Apologie aus Wittenberg. Es wäre fast keine Entgegnung wert, wäre da nicht dieser herablassende Tonfall. Die Rechtschreibfehler sind lässlich, nicht aber die fehlenden Argumente und falschen Verweise.

    Ich will hier nicht auf die höchst unterschiedlichen Begriffsverständnisse der erwähnten großen Namen eingehen, aber zumindest eine These entgegenstellen: „Große Worte“ sind zwangsläufig Begriffe. Denn es geht doch bei der Aktion des Predigtzentrums nicht um den Verzicht auf bestimmte Lexeme (oder Vokabeln, wie Ferenc schreibt).
    Auf der Internetseite wird der Verzicht auf bestimmte Worte im Verweis auf Latour damit begründet, dass „uns ihr Sinn abhanden gekommen ist“. Es sind, so würde ich kantisch übersetzen, Begriffe ohne Anschauung. Kant spricht von leeren Begriffen, die keinen Gegenstand haben. Auch Frege, der sich zuweilen klar von Kant unterscheidet, versteht unter einem Begriff ein Wort, unter das ein Gegenstand „fällt“, im Unterschied zum Eigennamen. Begriffe wie Eigennamen sind schonmal zwangsläufig Wörter.

    Anders ist es mit „Großen Worten“, denn Wörter und Worte sind ja nicht Synonyme. „Wörter“ ist der Plural von Wort als Lexem. „Worte“ sind dagegen kurze Ausprüche und Sätze, Redewendung und Floskeln. Solche Worte sind niemals Eigennamen. Insofern ist schon die Subsummierung des Eigennamens „Jesus“ unter „Große Worte“ unsinnig. Ginge es um Wörter als Lexeme müsste die Aktion heißen: Sieben Wochen ohne große Wörter“. So heißt sie aber aus sicher guten Gründen nicht, denn natürlich geht es um Begriffe, unter sie sich – wiederum kantisch gesprochen – verschiedene, zusammehängende Vorstellungen unterordnen. Dazu gehören auch Wörter, die sich auf Symbole beziehen, wie das Kreuz, oder symbolhafte Konzepte wie Erlösung und Heil. Das sind Große Worte (und nicht nur große Wörter) und daher notwendig Begriffe.

    Die schwache Apologie lässt die ohnehin schwache Durchführung einer eigentlich guten Idee noch schwächer werden. Ein echtes Armutszeugnis des Zentrums für evangelische Predigtkultur – wie übrigens auch schon das Interview mit Kathrin Oxen (http://aktuell.evangelisch.de/artikel/92499/predigen-der-fastenzeit-was-heisst-gott-ist-liebe)

  7. […] sein, die Art der Durchführung ist es nicht. Philipp Greifenstein hat in einem lesenswerten Blogbeitrag einige Kritikpunkte vorgetragen und damit eine kleine Diskussion ausgelöst, an der auch ich mich […]