Zwei Stunden Bedrückung – The Amish: Shunned

Wenn ihr mal wieder zwei Stunden eurer Zeit frei habt, vielleicht an einem regnerischen Wochenende oder so, dann empfehle ich Euch die hervorragende Dokumentation The Amish: Shunned aus der Reihe American Experience des US-amerikanischen Fernsehsenders PBS. Keine zwei Stunden der leichten Unterhaltung, eher zwei lehrreiche Stunden Bedrückung.

Fremde Geschwister: Die Amish

Begleitet werden mehrere „Aussteiger“ aus der Amish-Community. Und mehr als das, zu Wort kommen auch Amish, die dabei geblieben sind. Es entstehen Einblicke in eine uns fremde Welt. Viele von uns wissen von den Amish, dass sie moderne Technologien ablehnen und einen einfachen Lebensstil pflegen. Sie sind geachtete Außenseiter der amerikanischen Gesellschaft, die sich gegenüber den Vorzügen und den Gefährdungen der Moderne ganz anders verhält. Und ich muss sagen, dass ich sie sogar ein wenig dafür bewundere, wie sie ihren Stiefel so durchziehen. Darüber ist bei mir ein wenig in Vergessenheit geraten, dass es sich bei den Amish nicht nur um radikale Pazifisten und Lebenskünstler handelt, sondern auch um eine auch theologisch eng-abgeschlossene christliche Religionsgemeinschaft. Nicht immer mit positiven Konsequenzen.

Shunned: Das heißt „Du bist draußen!“

Shunned, das bedeutet ausgestoßen zu sein, gemieden zu werden. Das englische Shunning übersetzt sich wohl am besten mit Meidung. Nicht nur die Amish, auch andere Religionsgemeinschaften praktizieren diese für den Betrachter schwer zu akzeptierende Art des Umgangs mit „Aussteigern“. Wie kann man ohne seine Vergangenheit, ohne Familie und soziales Netz weiterleben? Kann man es überhaupt? Welche Rolle spielt der Glaube dabei? Muss, kann er sich verändern oder verliert man ihn darüber?

Diese Fragen und weitere kommen zu Sprache, wenn auch nicht alle beantwortet werden. Die Dokumentation hat sicher ihre Längen, für mich war sie eine eigentümliche Erfahrung. Bei diesem Thema kann man sich schlecht unterhalten fühlen, aber die Dokumentation ist sehr gut gemacht, packt ein heißes Eisen an. Die zwei Stunden Bedrückung haben sich gelohnt.

 


Dieser Artikel erschien zuerst am 30. Juli 2014 auf theologiestudierende.de.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert