Weniger Kommentare, bitte!

Wer googeln kann, der weiß: Ein Kommentar ist eine kritische Stellungnahme zu einem aktuellen Ereignis oder Thema im Fernsehen oder in der Zeitung oder Online. Wer sich ein wenig auskennt oder die Wikipedia zu Rate zieht, der weiß: Bei einem Kommentar handelt es sich um einen Meinungsbeitrag. Er präsentiert und erklärt eine Meinung zu den bereits vorgestellten Informationen.

Kommentare überall
Auch ich schreibe gelegentlich Kommentare, vor allem auf theologiestudierende.de. Mit einem “Moment-mal”, einer Kolumne, die nichts anderes ist als eine nie abreißende Kommentarkette, startet theologiestudierende.de in die Woche und ich schreibe, wenn nichts dazwischen kommt, einmal im Monat so einen Einwurf.

Viele von uns erinnern sich auch noch an den Kommentar von Anja Reschke, den sie in den Tagesthemen vor ein paar Monaten sprach. Der hat gut getan, da waren sich viele Menschen einig. Kritischer sehen wir die Kommentare, die von uns allen mal mehr mal weniger häufig und qualifiziert unter Artikeln oder Videos im Netz gepostet werden.

Es gibt einen enormen Drang dazu sich zu äußern, seine Meinung kund zu tun. Das fängt bei diesen kurzen Kommentaren im Netz an. Geht in der Blogosphäre weiter, wo es vielleicht am interessantesten ist, weil sich viele Menschen die Mühe machen, aus ihrem Leben, ihrem Beruf, ihrer Perspektive heraus mitzuteilen, was anderen an Information und Einordnung fehlt. Die Kommentarflut setzt sich fort bis in die Nachrichtenmagazine und Zeitschriften hinein. „Weniger Kommentare, bitte!“ weiterlesen

Bonhoeffer Nr. 1: Themenwoche

Anlässlich des 70. Todestages Dietrich Bonhoeffers veranstalten wir auf theologiestudierende.de gerade eine Themenwoche. Bis zum kommenden Sonntag (und darüber hinaus) widmen wir die Beiträge seiner Person und Theologie. Daran beteiligen sich einige Personen, allesamt Theologiestudenten aus verschiedenen Städten.

Ich selbst habe heute “10 Dinge, die Du noch nicht über Bonhoeffer wusstest” beigesteuert. Am Donnerstag erscheint Heute ist unter dem Titel “Bonhoeffer – verfemt, verklärt, vereinnahmt” noch ein längeres Stück von mir zur Rezeptionsgeschichte Bonhoefferschen Denkens und Lebens erschienen.

Teil der Themenwoche ist auch ein Gewinnspiel. Wir verlosen die neue Bonhoeffer-Biographie von Charles Marsh. Nach den positiven Erfahrungen, die wir mit dem Themenmonat “Krieg & Frieden” im letzten August (meine Zusammenfassung) gemacht haben, wollten wir wieder einmal thematisch gebündelt vorgehen. Bis jetzt läuft das alles ganz geschmeidig.

 

Sich raushalten

Es gibt Nachrichten, zu denen nichts zu sagen ist. Das ändert sich auch nicht dadurch, dass man von ihnen zuerst und viel schneller als “früher” in den Sozialen Netzwerken hört. Ja, es ist richtig, dass Nachrichtenunternehmen und Journalisten schnell versuchen, nötige Informationen zu verbreiten und aufzuklären. Unsere Gesellschaft braucht diese Mediendienstleistungen. Aber es ist geschmacklos, das Leid von Menschen unnötigerweise zu zeigen.

Auch Trauer und Verzweiflung genießen Privatssphäre, diese sollte nicht auf dem Markt der Klicks und Zugriffszahlen geopfert werden. Solche Medien will ich nicht konsumieren und unterstützen. D. h. auch, dass es nicht förderlich ist, die verständliche Empörung über Medienfehlverhalten mit einem Beweislink zu beklagen. Boulevardmedien leben von Aufmerksamkeit, egal wie sie zu ihr kommen.

In unübersichtlichen Situationen – wie der Absturz der Germanwingsmaschine heute ja nur eine von vielen ist – möchte ich mich lieber zurückziehen und abwarten, mich selbst in Ruhe informieren und mir ein Urteil bilden. Jedenfalls gut überlegen, ob und was ich zu einem bestimmten Ereignis zu sagen habe – und sei es auch nur ein Tweet oder ein Blogbeitrag.

Ich verstehe das Bedürfnis vieler Menschen, ihrem Entsetzen und ihrem Mitleid öffentlich Ausdruck zu verleihen. Ich teile es nicht. Das meine ich im doppelten Wortsinn. Ist ein Retweet, ein Share, gar ein Like die angemessene Reaktion auf ein Unglück?

Weil ich daran zumindest erhebliche Zweifel habe, enthalte ich mich solcher Aktionen. Das hat dann zur Folge, dass ich mich aus den Sozialen Medien eher raushalte. Das ist eine vielleicht unbequeme Pause, ich finde sie ganz lehrreich.


PS: Mir ist durchaus bewusst, dass ich mit diesem Blogpost, wenn auch mit Verzögerung, am Social-Media-Geschehen teilnehme und damit einen Teil meiner Argumentation ad absurdum führe. Ich bin in meinen Überlegungen zu dem Ergebnis gekommen, dass meine Äußerungen weder die Opfer noch ihre Angehörigen und weitere Betroffene verhöhnen und zu ihrem Leid beitragen. Auf mehr als auf dieses eigene Nachdenken kann ich mich nicht verlassen.

Erhebet die Herzen!

Ein Mädchen hielt mir und sechzig Kindern einmal eine Andacht. Es war an einem frühen Morgen noch vor dem Frühstück auf der Hütte Hartha. Sie erzählte vom Staunen angesichts des Morgens, des Aufblühens, des Erwachens der Natur und des Tages. Ganz ohne die großen Substantive, ganz anders also als ich gerade, erzählte sie den Kindern und mir, wie lohnenswert es ist, anzuhalten und zu staunen.

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Mit freundlicher Genehmigung vom Fotografen: Peter Mestel (@pemestel), www.peter-mestel.de

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