Denn ich bin nicht mutig, was Schmerz angeht

Man kann sich das so vorstellen: Ein Papst sitzt mit ein paar Journalisten bei Tee oder Kaffee zusammen, sie fliegen einmal um die halbe Welt. Nach Manila, das ist die Hauptstadt der Philippinen. Für Kinder auf den Philippinen sammelten dieses Jahr die Sternsinger und überhaupt wollte der Papst da schon länger einmal vorbeischauen, denn dort gibt es eine ganze Menge Leute, die auf ihn gewartet haben.

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Im Gespräch fallen dann Sätze, die von den eifrigen Journalisten natürlich mitgeschrieben und veröffentlicht, dann aggregiert und weitergereicht werden. In einem kurzen Text bei ZEITonline finden sich alle in Rede stehenden Äußerungen. „Denn ich bin nicht mutig, was Schmerz angeht“ weiterlesen

Erinnerung an Deutschland

Gestern Nacht laß ich einen beeindruckenden Text von Stefan Willeke auf ZEITonline. (Der zweite Großtext binnen weniger Tage.) Er hat mich nach und trotz der ganzen Bauchschmerzen, die mir #Pegida zur Zeit bereitet, an ein Deutschland erinnert, in dem ich gerne lebe und das gerne an vielmehr Stellen noch so sein kann, wie er es in einem nur kurzen Absatz beschreibt.

“Wer sich in diesen Fall vertieft, erfährt etwas über Geduld in der Politik und die bewundernswerte Beharrlichkeit einer Demokratie. Die Bundesrepublik ist strikt gegen die Todesstrafe. Das Prinzip lässt sich nicht dadurch auf die Probe stellen, dass ein Häftling es der Bundesregierung schwer macht, ihn vor dem Tod zu bewahren. Das Prinzip ist immun gegen Menschen, die davon profitieren. Lutz Schuster müsste sich sogar damit abfinden, dass sein Staat ihn auch dann noch zu retten versucht, wenn er sich selbst aufgegeben hat. Gegen die Grundsätze seiner Demokratie in der Heimat ist er machtlos. Das sagt zwar nichts über Lutz Schuster, aber viel über die moralische Kraft eines Rechtsstaates.” – aus Diplomatie für einen Mörder von Stefan Willeke

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Was die Kirche von Timothy Spall lernen kann

S2tQxr6Der britische Schauspieler Timothy Spall ist ein großer Schauspieler, dieses Jahr wurde er in Cannes für seine Darstellung des Mr. Turner ausgezeichnet. Die allermeisten werden ihn aber als Peter “Wurmschwanz” Pettigrew aus den Harry-Potter-Filmen kennen (so viel zur Harry-Potter-Referenz, check!). Jedenfalls, dieser Timothy Spall erzählte vor ein paar Tagen in der Graham-Norton-Show (Link zur ganzen Sendung) von seiner schweren Leukämie-Erkrankung, die er vor ein paar Jahren erlitt.

Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben. Er erzählte davon, welche neue, ernstere Bedeutung ganz alltägliche Dinge für ihn erhielten. Davon, dass er einmal im Garten des Krankenhauses spazieren ging und im Angesicht eines Baumes verweilte und den Baum zehn Minuten anschaute und sich sagte: “Das ist wirklich ein schöner Baum.”

Und dann erzählt er weiter, dass er dadurch bemerkte, dass es ihm wieder besser ging, dass er diese Ernsthaftigkeit wieder ablegte und spaßig, witzig und belanglos wurde: “Wenn Du stirbst, tendierst Du dazu alles sehr wichtig und ernst zu nehmen. Also habe keine Angst davor ein belangloser Narr zu sein, es heißt, dass Du nicht am sterben bist.”

“Never fear to be a petty fool. It means you ain’t dying.”

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Ich sitze an meinem Schreibtisch, Jakob kämpft am Jabbok. – Predigt vom 12. Oktober 2014

Die folgende Predigt habe ich am 12. Oktober 2014 in Halle-Diemitz und der Christuskirche in Halle gehalten. Predigttext war der Kampf Jakobs am Jabbok Gen 32, 23-33.

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Dies ist ein alter Text. Ich sitze am Abend an meinem Schreibtisch, an meinem Laptop und schreibe, schreibe diese Predigt. Dies ist ein alter Text, in den Generationen eingetragen haben. Gekritzelt, verfälscht, erweitert, geklärt, weiter- und fortgeschrieben, angepasst, aktualisiert. Heute ist es an uns, einzutragen. Wo ist die Leerstelle zwischen den Schichten, wo die Lücke im zerrissenen Text? „Ich sitze an meinem Schreibtisch, Jakob kämpft am Jabbok. – Predigt vom 12. Oktober 2014“ weiterlesen