Rezension – „Zigeuner. Begegnungen mit einem ungeliebten Volk“ von Rolf Bauerdick

Kann man über Zigeuner ungezwungen reden, muss man es gar? Und darf man sie dabei Zigeuner nennen? Das Schicksal der größten europäischen Minderheit, die unter verschiedenen Selbst- und Fremdbenennungen in allen Ländern des Kontinents lebt, bleibt verborgen. Nicht hinzuschauen ist gewohnte Übung der Mehrheitsgesellschaft. Wie ich an anderer Stelle erst vor Kurzem geschrieben habe, wird sich das Schicksal Europas auch am Umgang mit seinen Minderheiten entscheiden. Dafür ist ein genauer Blick auf das Leben der Roma nötig. „Rezension – „Zigeuner. Begegnungen mit einem ungeliebten Volk“ von Rolf Bauerdick“ weiterlesen

Rezension – “Altes Land” von Dörte Hansen

Ich habe gelacht, geschmunzelt, war gerührt und habe das Buch am Ende etwas widerwillig aus der Hand gelegt, weil es schon vorüber war. Gemessen an diesen meinen eigenen, höchst subjektiven Maßstäben, ist “Altes Land” von Dörte Hansen ein hervorragendes Buch.

Warum eine Rezension über einen Bestseller schreiben, an dem viele von uns dank Spiegel-Bestsellerliste und Geschenken ohnehin kaum vorbei kommen? Warum ein vermeintliches Frauenbuch lesen und dann auch noch drüber schreiben? Warum einen Unterhaltungsroman für ein Onlinemagazin für (angehende) Theologen besprechen?

Dass ich über “Altes Land” schreibe, hat viel damit zu tun, welche Antworten auf diese Fragen häufig gegeben werden. Ich schreibe ja nicht über jedes Buch, das mir gefallen hat. Es muss etwas kitzeln. Im Falle dieses Erstlings von Dörte Hansen ist es die Tatsache, dass zumindest die beiden Rezensionen, die ich im Anschluss an meine Lektüre gelesen habe, einfach gräuslich sind. Und es liegt daran, dass “Altes Land” ein Heimatroman ist.

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Auch das Christentum ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar

Am Wochenende entblödete sich Trixi von Storch von der AfD nicht, zu behaupten, der Islam sei mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Das gilt natürlich auch vom Christentum. Grundgesetzkonformität ist auch nicht der Maßstab, an dem wir Religionen messen sollten. Ich habe bei Storchs Äußerungen an ein Interview Navid Kermanis mit PublikForum (Ausgabe 24/2015) denken müssen, darin:

“Teile der Gesellschaft halten einen schon für bekloppt, wenn man die Ansicht vertritt, dass der Mensch nicht alles und der menschliche Verstand nicht das Maß aller Dinge ist. Und wer staatliche Vorschriften nicht für die einzige Gesetzesquelle hält, ist für sie ein Fall für den Verfassungsschutz. Wenn es aber keine Kommuniktation mehr gibt zwischen denen, die religiös verankert sind, und denen, die kein Gespür dafür haben, was Religiosität ausmacht, wird es zunehmende Missverständnisse geben, innerhalb der Gesellschaft, aber mehr noch in der Auseinandersetzung mit anderen Gesellschaften. Denn diese radikal säkularisierte Zone der Welt existiert nur in einem schmalen Streifen zwischen Skandinavien und Nordspanien.”

Das Bestürzende ist, dass Storch Christin ist. Sie tut aber so, als ob ihr nicht klar ist, was Religiosität ausmacht. Oder hat sie dafür kein Gespür? Nach allem was man weiß, ist Frau Storch sogar eine Christin, die besonders auf die Gesetzlichkeit ihres Glaubens Wert legt. Wenn sie also Grundgesetz und Religion gleichsetzt, dann nicht unabsichtlich, sondern bewusst, um gegen den Islam zu hetzen. Darin steckt eine gehörige Portion Doppelmoral, weil sie für sich selbst in Anspruch nimmt, was für viele Religiöse selbstverständlich ist: Eine höhere Bedeutung des “göttlichen Gesetzes” gegenüber menschlichen Gesetzgebungen. Oder nicht? „Auch das Christentum ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar“ weiterlesen

Unter Heiden (15): Balkanroute

Vor ein paar Wochen haben wir das Artwork für Unter Heiden auf theologiestudierende.de geändert. Es zeigt nun nicht mehr einen typisch ostdeutschen Wohnblock, sondern einen Spaziergänger auf dem Weg durch einen kleinen Ort. Der Spaziergänger bin ich und den Ort nennen wir Benzenz. Er liegt in Rumänien und ist deshalb offiziell nach dem rumänischen Luftfahrtpionier Aurel Vlaicu benannt. Nun wird es bei Unter Heiden zukunftig nicht statt um Ostdeutschland und die Heiden auf einmal um Rumänien gehen, sondern weiterhin um die Ränder und das Randständige, für das der Osten und die Heiden Metaphern sind – diesmal nur noch ein wenig weiter ostwärts.

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