Flügge werden? – Rezension: „Der Jargon der Betroffenheit“ von Erik Flügge

“Warum stört mich Theologie so selten mit ihren Texten? – Im Grunde soll Theologie doch stören. Sie soll Fragen aufwerfen, die zum Denken anregen, die dazu zwingen, dass man über den eigenen Alltag hinaus die Fragen nach dem Sinn und der Ethik stellt. Von daher muss es das Ziel von Theologie sein, aufzufallen – auch negativ.”

Mit diesen anklagenden Sätzen beginnt Erik Flügge das Kapitel “Predigen” seines Buches “Der Jargon der Betroffenheit – Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt”.

“Mein Problem ist, dass die Kirche mich nur unterbricht, aber nicht stört. Ich würde mir wünschen, sie würde mich stören oder gar verstören. Was bei mir ankommt, ist aber immer wieder ein Text, der mir zu klein, zu nett, zu brav ist und der mich aufhält statt aufzuwühlen.”

Mit seinem Büchlein legt Erik Flügge den Finger in die offenstehende Wunde der kirchlichen Sprachunfähigkeit. Er ist damit weder der erste, noch wird er der letzte sein, der die mangelnde Klarheit und Alltagstauglichkeit der kirchlichen Verkündigung anprangert. „Flügge werden? – Rezension: „Der Jargon der Betroffenheit“ von Erik Flügge“ weiterlesen

Warum eine Demo nicht immer das Mittel der Wahl ist – Demo-Samstag 17. September 2016

Am Samstag, den 17. September 2016, wurde reichlich demonstriert. Es ist eine Zierde für unsere Demokratie, dass freie Bürger auch die Straßen und Plätze nutzen, um ihren politischen Überzeugungen Ausdruck zu verleihen. Die öffentliche Demo ist Triebkraft gesellschaftlicher Veränderung, weil sie berechtigten Anliegen dadurch Nachdruck verleiht, dass man einfach sehen kann, wie vielen Menschen etwas wichtig ist. Das macht politisches Handeln in vielen Fällen erst dringlich.

Protest, der sich lohnt

Und noch mehr: Für viele Menschen spielen Demonstrationen eine wichtige Rolle in ihrer Biographie. Das gemeinsame auf die Straße gehen emotionalisiert zum Teil staubige politische Themen. Sich etwas zu herzen nehmen und damit herumgehen, ist tief verknüpft (-> Pilgern). Manchen Themen ist mit der einhergehenden Emotionalisierung und Verknappung der Botschaft, die für eine Demo zentral sind, nicht gedient. Nicht jedes Anliegen sollte man in Sätze verpacken, die sich zwar wunderbar skandieren lassen, dadurch aber der gebotenen Komplexität und Sensibilität ermangeln. „Warum eine Demo nicht immer das Mittel der Wahl ist – Demo-Samstag 17. September 2016“ weiterlesen

Auf dem Radar: The Cathwalk

Ich habe ein Herz für Wortbildungen mit Theo-. Das habe ich mir aus der Fachschaftsratzeit erhalten. TheoLuxx, Theoball, Theochor, TheoQuali. Wie auch hinter Fabian Maysenhölders neuem Projekt Theoradar – einer Hitparade der Artikel, die in der christlichen Blogosphäre gelesen, diskutiert und vor allem geteilt werden – verbargen sich dahinter Menschen, Orte und Inhalte, die “geteilt” werden wollten. Und es ist nichts Schlechtes dabei, wenn der eigene Blogartikel “viral” geht und das Theoradar die wichtigen Themen der Online-Christen konzentriert darstellt. Danke, Fabian!

Seit gut zehn Tagen spähe ich also mit dem Theoradar in die Weiten der christlichen Blogosphäre (oder katholisch Blogoezese) hinaus. Ich sehe, dass einige Artikel der theologischen Feuilletonisten von feinschwarz.net offenbar nicht nur gelesen, sondern auch fleißig geteilt werden. Und, ja, unter den in diesen christlichen Blog-Charts aufgeführten Artikeln finde ich auch Artikel, die auf theologiestudierende.de erscheinen und/oder sogar von mir geschrieben wurden. 

Getoppt wird der publizistische Erfolg (hoi, hoi!) aller Bloggerinnen und Blogger allerdings vom Online-Magazin The Cathwalk. Nach eigenem Bekunden das “Onlinemagazin für katholische Lebensart”. Die Artikel, die sich vor allem mit Apologetik und Sex auseinandersetzen, werden auf Facebook fleißig herumgereicht. Dafür sorgen Listicles  und provokante Überschriften. Nichts Ehrenrühriges dabei.

Ein genauerer Blick in die Artikel allerdings fördert Erstaunliches zu Tage: Hinter der hippen Fassade verbirgt sich gut-abgehangener Kathokonservatismus, der in bemüht “jugendlicher” Sprache und bekömmlichen Dosen verabreicht wird. „Auf dem Radar: The Cathwalk“ weiterlesen

“Wenn Evangelikale den Finger in die Wunde legen” – Der Tragödie zweiter Teil

Im ersten Teil dieses Nachschlags auf meinen Hauptgang “Idea und der Islam – Blattkritik und Einordnung” vom letzten Mittwoch habe ich mich mit dem von Uwe Heimowksi thematisierten Problem der Verfolgung von christlichen Flüchtlingen in deutschen Flüchtlingsunterkünften befasst. Mein Fazit: Wenn Evangelikale den Finger in die Wunde legen, kann es auch ein Fehlgriff sein.

Im zweiten Teil des betreffenden Artikels (idea-Spektrum Nr. 31/31, 3. August 2016, S. 8) und meiner kleinen Aufbereitung geht es um das Attentat auf einen Schwulenclub in Orlando und dessen evangelikale Nachwehen. Als Grundlage für die Beurteilung meiner Einlassungen kann dieser Text des Arbeitskreises Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz dienen, der vom idea-Spektrum-Artikel nur gering abweicht.

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