Auf diesen Sommer zurückzublicken, ohne auf die Bundestagswahl einzugehen, ist – jedenfalls für mich – garnicht möglich. Erstens, weil mich der Wahlkampf und das Ergebnis sehr beschäftig(t)en. Deshalb werde ich, wenn sich alles ein wenig abgehangen hat, dazu hier bestimmt auch noch etwas schreiben. Zweitens, weil ich Gelegenheit hatte, mit einem der spannenderen Kandidaten für den Bundestag ein kleines Podium zu gestalten.
Am Abend des 24. Juli 2013 hatten wir vom Hallenser Wingolf das Vergnügen, Karamba Diaby von der SPD willkommen zu heißen. Er hatte sich bereit erklärt, ein kleines Town Hall Meeting bei uns einzulegen. Von diesen „Wohnzimmergesprächen“ wollte er in diesem Sommer eine ganze Menge führen, als Teil eines mehr auf Dialog denn auf Monolog ausgerichteten Wahlkampfs.
Bevor ich Euch ein wenig vom Abend erzähle, eine Offenlegung. Seit 2006 bin ich (absolut inaktives) Mitglied der SPD. Obwohl ich noch nie an irgendeiner Veranstaltung der Partei teilgenommen habe, macht mich das natürlich befangen. Und ich will nicht um den heißen Brei reden: ich habe mit beiden Stimmen SPD gewählt. Und bereue es (noch) nicht.
Mit Karamba in den Bundestag?
Karamba Diaby kandidierte für die SPD im Hallenser Bundestagswahlkreis und ist seit dem 22. September, gemeinsam mit einem weiteren Abgeordneten, der erste Abgeordnete mit afrikanischen Wurzeln im deutschen Bundestag. Zu deutsch, er ist nicht hier, sondern im Senegal geboren. Auch mir war das lange nicht bewusst, dass es einen solchen Fall noch nicht gegeben hatte. Das Presseecho um seine Kandidatur war dann auch ziemlich groß. Eingezogen in den Bundestag ist er über die Landesliste der SPD (Listenplatz 3), da das Direktmandat zum ersten Mal in 20 Jahren an die CDU ging (Dr. Christoph Bergner), er es somit auch nicht von der Linken Dr. Petra Sitte zurückerobern konnte. Tatsächlich blieb er auch hinter ihr bei den Erststimmen zurück (Endgültiges Wahlergebnis Halle (Saale)). So oder so, jetzt sitzt er im Bundestag.
Unser Abend startete mit einem kleinen One-to-One. Anschließend gab es eine Fragerunde mit den Gästen, daran wiederum schloss sich ein geselligerer Teil an. Auch Karamba Diaby leistete uns bei einem Bierchen noch länger seine Gesellschaft. In privater Runde wurde der Austausch weitergeführt. Als Abend des politischen Nachdenkens und des gemeinsamen Schwitzens in der hallenser Sommerhitze war die Veranstaltung ein Gewinn für die vorlesungsfreie Zeit zwischen den Semestern. Der Wingolf ist zwar parteipolitisch ungebunden, jedoch an Politik sehr interessiert. Ungeachtet der persönlichen politischen Überzeugungen der einzelnen Teilnehmer, empfanden wir Karamba Diaby als angenehmen, verständigen und bescheidenen Gesprächspartner.
Ich freue mich sehr, dass er es in den Bundestag geschafft hat und dort jetzt in veränderter Verantwortung seine Arbeit fortsetzen kann. Der erste gebürtige Afrikaner im Bundestag kommt aus Halle. „Ausgerechnet aus Halle“, würden sicher einige sagen. Eben. Ich wünsche ihm persönlich für sein neues Amt alles Gute und Gottes Segen.