Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!

Es ist Sommer und in Deutschland brennen die Flüchtlingsheime. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir PEGIDA- und Griechenlandgestressten lieber wegschauen würden. Für manche ist die aktuelle Welle von rechtsextremen Straftaten und Einstellungen eine unheilvolle Widerkehr der 90er-Jahre – und für uns Jüngere? Was macht dieser Sommer mit unserem Land, mit unseren Kirchen, mit uns? „Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!“ weiterlesen

Was heißt hier konservativ?

In der Sächsischen Landeskirche wurde in den letzten Jahren herzhaft diskutiert: über die Möglichkeit homosexueller Pfarrer_innen, mit ihren Partner_innen im Pfarrhaus zu leben und damit auch über die christliche Haltung zu Homosexualität im Allgemeinen, d.h. schlussendlich mal wieder über das Schriftprinzip. Wie sind die Bibelstellen zu verstehen, die homosexuelle Handlungen verdammen und was ist – wenn man so will – die Mitte der Schrift, wenn es um den heutigen Umgang mit homosexuellen oder transsexuellen Menschen geht? „Was heißt hier konservativ?“ weiterlesen

Bonhoeffer Nr. 2: (K)ein Heiliger

Auf theologiestudierende.de habe ich heute anlässlich des 70. Todestages Dietrich Bonhoeffers einen längeren Text geschrieben. Es geht darin vor allem um die Veränderungen im Bonhoeffer-Bild, die sich in den letzten Jahrzehnten ergeben haben, zwischen Verfemung, Verklärung und Vereinnahmung. Siebzig Jahre nach Bonhoeffers Tod ist der Kampf um sein Erbe nicht zu Ende, vielleicht gerade erst neu entbrannt.

Grafik: Max Melzer. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1987-074-16 / CC-BY-SA 3.0
Grafik: Max Melzer. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1987-074-16 / CC-BY-SA 3.0

Doch wäre es denn so schlimm, wenn vor allem dieser eine Satz, der mir wichtig geworden ist, in der ganzen Bonhoeffer-Verwirrung übrig bliebe: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ Oder das eine Gebet: „In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht“?

Nach deutlich mehr als siebzig Jahren ist es Zeit, Bonhoeffer weder zu verfemen, noch zu verklären, noch zu vereinnahmen. Wir brauchen Heilige nicht auf Grund dessen, was sie getan haben, sondern um zu lernen, wie sie es getan haben: In der Wendung zu denen, die keine Stimme, kein Obdach, kein Heil haben.

Bonhoeffer als Vorbild ergibt keinen Sinn, wenn es darum geht, einigen seiner Überzeugungen zu folgen, mögen sie uns noch so gut in unser je eigenes theologisches Konzept passen. Er taugt wohl als ein Vorbild – als Theologe und Christenmensch – wenn es um seine Haltung geht: sich nutzbar machen zu lassen für diejenigen, für die niemand sonst die Stimme erhebt, denen niemand sonst ein Zuhause schenkt, denen keiner Heil verkündet.