Unter Heiden (9): Jesus war Ossi

Ich möchte Euch von einem Land erzählen. Einst war es die Heimat zahlreicher bedeutender Kultstätten. Es brachte Töchter und Söhne hervor, die den Weltenlauf prägten. Es lag schon immer zwischen unterschiedlichen Kulturen, an der Grenze des Reiches. Es war schon immer Provinz. Aus einer seiner Kleinstädte stammt ein Revolutionär und Gottesmann. Er hat das Volk und seine Religion gespalten. Das Land wurde besetzt gehalten und erholt sich nur langsam von diesem Schock. Durch die Besetzung hat es seine einstmals große Bedeutung verloren. Die Hauptstadt des Reiches wurde eine andere Stadt. Dem Land wurde durch die Geschichte übel mitgespielt. Seine Menschen haben den falschen Propheten gelauscht und sich dem Tode angedient. Sie fragen nicht mehr nach Gott. Viele gehen umher, geschlagen und hungrig. Und darüber sind sie zornig geworden und fluchen die Mächtigen und ihren Gott. „Unter Heiden (9): Jesus war Ossi“ weiterlesen

Ich sitze an meinem Schreibtisch, Jakob kämpft am Jabbok. – Predigt vom 12. Oktober 2014

Die folgende Predigt habe ich am 12. Oktober 2014 in Halle-Diemitz und der Christuskirche in Halle gehalten. Predigttext war der Kampf Jakobs am Jabbok Gen 32, 23-33.

I

Dies ist ein alter Text. Ich sitze am Abend an meinem Schreibtisch, an meinem Laptop und schreibe, schreibe diese Predigt. Dies ist ein alter Text, in den Generationen eingetragen haben. Gekritzelt, verfälscht, erweitert, geklärt, weiter- und fortgeschrieben, angepasst, aktualisiert. Heute ist es an uns, einzutragen. Wo ist die Leerstelle zwischen den Schichten, wo die Lücke im zerrissenen Text? „Ich sitze an meinem Schreibtisch, Jakob kämpft am Jabbok. – Predigt vom 12. Oktober 2014“ weiterlesen

Drei Tage – Predigt in Empfertshausen am 18. August 2013

Liebe Gemeinde,
in den Lesungen haben wir heute zwei Lausbubengeschichten gehört (Lk 2, 41-52 und Gen 37, 1-11). Jedenfalls werden sie in unseren Kirchen häufig als solche erzählt.

Die Geschichte des träumenden Josef, des Lieblingssohnes seines Vaters Jakob, genannt Israel. Er ist der Sohn seines Alters. Wir kennen das spezielle Verhältnis, das Eltern zu ihren Nachzüglern haben können. Als jüngstes Kind in einer Familie aufzuwachsen, vielleicht schon erwachsene Geschwister zu haben, ist heute zwar seltener geworden: und doch, dort wo es geschieht, bringt es sowohl für das Kind, als auch für Geschwister und Eltern eine ganz neue Situation mit sich, mit neuen Problemen und Herausforderungen. Das Jüngste darf sich mehr herausnehmen, muss nicht mehr die Klamotten der Geschwister auftragen, bekommt zu Weihnachten größere Geschenke und von den Eltern mehr Aufmerksamkeit.

Josef ist auch der Sohn, der träumt. „Drei Tage – Predigt in Empfertshausen am 18. August 2013“ weiterlesen