Flügge werden? – Rezension: „Der Jargon der Betroffenheit“ von Erik Flügge

“Warum stört mich Theologie so selten mit ihren Texten? – Im Grunde soll Theologie doch stören. Sie soll Fragen aufwerfen, die zum Denken anregen, die dazu zwingen, dass man über den eigenen Alltag hinaus die Fragen nach dem Sinn und der Ethik stellt. Von daher muss es das Ziel von Theologie sein, aufzufallen – auch negativ.”

Mit diesen anklagenden Sätzen beginnt Erik Flügge das Kapitel “Predigen” seines Buches “Der Jargon der Betroffenheit – Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt”.

“Mein Problem ist, dass die Kirche mich nur unterbricht, aber nicht stört. Ich würde mir wünschen, sie würde mich stören oder gar verstören. Was bei mir ankommt, ist aber immer wieder ein Text, der mir zu klein, zu nett, zu brav ist und der mich aufhält statt aufzuwühlen.”

Mit seinem Büchlein legt Erik Flügge den Finger in die offenstehende Wunde der kirchlichen Sprachunfähigkeit. Er ist damit weder der erste, noch wird er der letzte sein, der die mangelnde Klarheit und Alltagstauglichkeit der kirchlichen Verkündigung anprangert. „Flügge werden? – Rezension: „Der Jargon der Betroffenheit“ von Erik Flügge“ weiterlesen

“Wenn Evangelikale den Finger in die Wunde legen” – Der Tragödie zweiter Teil

Im ersten Teil dieses Nachschlags auf meinen Hauptgang “Idea und der Islam – Blattkritik und Einordnung” vom letzten Mittwoch habe ich mich mit dem von Uwe Heimowksi thematisierten Problem der Verfolgung von christlichen Flüchtlingen in deutschen Flüchtlingsunterkünften befasst. Mein Fazit: Wenn Evangelikale den Finger in die Wunde legen, kann es auch ein Fehlgriff sein.

Im zweiten Teil des betreffenden Artikels (idea-Spektrum Nr. 31/31, 3. August 2016, S. 8) und meiner kleinen Aufbereitung geht es um das Attentat auf einen Schwulenclub in Orlando und dessen evangelikale Nachwehen. Als Grundlage für die Beurteilung meiner Einlassungen kann dieser Text des Arbeitskreises Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz dienen, der vom idea-Spektrum-Artikel nur gering abweicht.

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Unter Heiden (16): Fastenbrechen

Zwischen Wohnblocks hat in Halle-Neustadt das Islamische Kulturcenter eine Heimat gefunden. Früher befanden sich hier wohl eine HO-Gaststätte und Läden, heute wird zum Gebet, zum Koranunterricht, zum gemeinsamen Feiern und Essen eingeladen.

Gemeinsam mit anderen christlichen und konfessionsfreien jungen Männern war ich während des Ramadan an einem Donnerstagabend zu Gast im Islamischen Kulturcenter. Wir wurden von Alaa Moustafa, einem promovierten Germanisten ägyptischer Herkunft, durch die Räumlichkeiten geführt, durften dem abendlichen Gebet beiwohnen und wurden anschließend köstlich verköstigt.

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5 x Moment mal (März – Mai 2016) (Update)

In letzter Zeit sind fünf Moment-mals von mir auf theologiestudierende.de erschienen. Hier – wie immer – die Leaser (Links + Teaser):

Ist verziehen (Genesis 33, 1–10) (7. März 2016)
“Vergeben ohne Einsicht übertrifft alle menschliche Möglichkeit. Im Raum der Möglichkeiten Gottes erscheint es dagegen fast schon kleinkariert zu behaupten, Gott bedürfe der Reue, um Schuld zu vergeben. Das ist es denn auch, was mit dem „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ am Kreuz eigentlich gemeint ist. Denn natürlich wussten die römischen Soldaten genau, was sie da taten. Nur wussten sie nichts von den Auswirkungen ihres Handelns im „göttlichen Bereich“. Doch dort, bei Gott, wird ihnen vergeben, trotzdem sie nichts von ihrer Schuld an der Gottheit ahnen.”

Für Dich gestorben (4. April 2016)
“Vielleicht ist das persönliche Zuherzennehmen ein Sediment fast verschwundener christlicher Vorstellungen von Stellvertretung und Opfer. Vielleicht drückt sich darin aber wieder neu ein Bedürfnis danach aus, nicht für sich allein zu leben und zu sterben, sondern seinem Leben gerade darin einen Sinn zu geben, dass es für andere wichtig ist. So sehr, dass auch das eigene Sterben nicht verloren geht, sondern bedacht und betrauert wird.”

Die Kanzelparagraphen der Union (2. Mai 2016)
“Dass die Forderungen aus der Union reiner Populismus sind — ein Hinterherhecheln durch die Schneise der diskursiven Verheerung, die die AfD diesem Land antut — wird umso auffälliger, wenn man einmal nach der praktischen Ausübung eines solchen neuen Kanzelparagraphen fragt: Will Kauder ernstlich Spitzel in die Gotteshäuser des Landes schicken?”

Zum Himmel, nochmal! (9. Mai 2016)
“Das ist mein Hauptproblem mit der himmelfahrtlichen Verkündigung: Ich bin eben kein Kind mehr, dem sich – nach Pöhlmann – die uralte Metaphorik unhinterfragt erschließt. Und ich will von der Kanzel herab – oder von mir aus auch vom Pult herüber – nicht als Kleinkind behandelt, nicht für dumm verkauft werden. Ich will, dass auch zu Himmelfahrt in die Tiefe gegangen wird und die Symbole unseres christlichen Glaubens als Symbole ernst genommen werden. Das verlangt ihre Auslegung.”

Pfingsten ist nicht der Geburtstag der Kirche (16. Mai 2016)
“Es bleibt daher etwas unsinnig, zu behaupten, zu Pfingsten würden wir den „Geburtstag der Kirche“ feiern. Ärgerlich ist es vor allem deshalb, weil damit leider überhaupt nicht die Ermächtigung der vormals Nicht-gemeinten und das freie Walten des Geistes gemeint ist. Vielmehr wird suggeriert, dass sich Nachfolge Christi in den bestehenden Formen und Hierarchien der Kirche abzuspielen hat, weil nur dort der Geist zu finden sei, der Jesus und seine Jüngerinnen verbunden hat.”